Ihr feministischer Zugang sei "veraltet und inakzeptabel", so die Kritik der ÖH der Angewandten an der deutschen Feministin Alice Schwarzer, die zu einer Diskussion an der Universität für angewandte Kunst eingeladen war. Kritik an Schwarzer häuft sich immer mehr, vor allem junge Feministinnen, die sich für einen intersektionalen Feminismus starkmachen, werfen ihr Rassismus und Islamophobie vor. Dass es nicht den einen Feminismus gibt, liegt in der Natur der Sache. Die Lebensrealitäten verändern sich, sind auch in unterschiedlichen Ländern vollkommen andere – und so braucht es auch unterschiedliche Antworten, wenn es um die Frage der Gleichberechtigung und Gleichstellung der Geschlechter geht.

Welche feministische Position spricht Sie an?

Schwarzer galt lange Zeit als die Galionsfigur der Frauenbewegung, die den feministischen Diskurs im deutschsprachigen Raum maßgeblich prägte und damit auch vielen die Tür zum Feminismus öffnete. Ebenso die Französin Simone de Beauvoir. Ihre Werke, zum Beispiel "Das andere Geschlecht", führten viele Frauen dazu, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Viele Stimmen

Seitdem und vor allem in den letzten Jahren haben sich die feministischen Stimmen vervielfältigt. Als "lauteste Stimme des deutschen Feminismus" bezeichnete das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" zum Beispiel die Autorin Margarete Stokowski. Mit "Alte weiße Männer" liefert Sophie Passmann einen Einblick in die Gedankenwelt erfolgreicher Männer. Die Journalistin Teresa Bücker äußert sich regelmäßig zu feministischen Themen. Nicht zu vergessen die österreichische Schriftstellerin Elfriede Hammerl.

Anne Wizorek initiierte den Hashtag #Aufschrei und löste damit eine breite Debatte über Sexismus und "Altherrenwitze" aus. Mit "Me too" wollte die Aktivistin Tarana Burke Bestärkung durch Empathie unter afroamerikanischen Frauen fördern, die Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch gemacht hatten. Diese Phrase wurde durch Alyssa Milano in den sozialen Netzwerken zu dem bekannten #MeToo und gab der Debatte über sexuelle Gewalt eine neue Dimension.

Die US-amerikanische Philosophin Judith Butler gilt als Vertreterin des feministischen Dekonstruktivismus und der Queer-Theorie, und Roxane Gay widmet sich in ihren Arbeiten der Popkultur, dem Feminismus und dem weiblichen Körper. Die Juristin Kimberlé Crenshaw prägte den Begriff Intersektionalität. Feministische Rechtstheorie gehört unter anderem zu ihren Spezialgebieten. Diese Namen sind nur ein paar unter zahlreichen Akteurinnen, die sich mit dem Thema Feminismus auseinandersetzen und Beiträge zum feministischen Diskurs liefern. Wer fehlt Ihnen hier?

Wer prägte Ihren feministischen Blick?

Welche Positionen finden Sie wichtig, mit welchen können Sie wenig anfangen? Welche wichtige Figur wird Ihrer Meinung nach völlig überschätzt/unterschätzt oder gar übersehen? (wohl, 28.11.2019)