Glossar:
Cis (lat.: diesseits, innerhalb – der norm. Personen) Cis-Menschen sind Personen, denen bei der Geburt ein Geschlecht zugewiesen wurde, mit dem sie sich identifizieren können.
Soziales Geschlecht, auch Gender Antonym zum englischen "sex" bzw. zum "biologischen" Geschlecht. Gender rückt den soziologischen Aspekt von Geschlecht in den Vordergrund. Doing Gender wird zum Beispiel der Faktor genannt, den das Erfüllen von Rollenbildern zur Geschlechtsidentität beiträgt.
Geschlechtsidentitätsstörung oder Geschlechtsdysphorie Wenn eine Person stark unter dem ihr zugewiesenen Geschlecht leidet, kann das die medizinische Diagnose sein. Im Gegensatz zum Krankheitenkatalog ICD-10 soll eine für das Jahr 2022 überarbeitete Fassung Abstand von dem Begriff Verhaltensstörung nehmen. Mit dem Begriff "Geschlechtsinkongruenz" soll dann nur darauf hingewiesen werden, dass die Person nicht mit dem zugewiesenen Geschlecht einverstanden ist. Die Überarbeitung ist ein Sieg für die Trans*Community, die lange dafür gekämpft hat, dass Transidentitäten entpathologisiert werden.
Trans (lat.: jenseits, auf der anderen Seite – der Norm) Personen, die nicht mit dem Geschlecht auf die Welt kommen, mit dem sie sich identifizieren können. Transmänner leben im selbstgewählten männlichen Geschlecht bei vormals zugewiesenem weiblichem Geschlecht, und Transfrauen leben als Frauen. Mit der sexuellen Orientierung hat die Identität übrigens nichts zu tun, weshalb der Begriff transsexuell wegen seiner Missverständlichkeit abgelehnt wird.
Das Bedürfnis, sich an das gefühlte Geschlecht auch medizinisch anzupassen, ist verschieden stark ausgeprägt. Mit Hormontherapie und geschlechtsangleichenden Operationen können sekundäre und primäre Geschlechtsorgane so angepasst werden, dass alle sexuellen Funktionen möglich sind. Medizinische Grenzen gibt es nur beim Kinderzeugen und -gebären.
Inter Personen, bei denen keine eindeutige Geschlechtsbestimmung nach binären Vorstellungen vorgenommen werden kann, weil männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale vorkommen. Zu den Geschlechtsmerkmalen gehören die Genitalien, die Gonaden (Hoden und Eierstöcke), die Chromosomen und die Hormone, aber auch sekundäre Geschlechtsmerkmale wie Brustwachstum oder Bartwuchs. Nicht alle Merkmale sind bereits bei der Geburt entwickelt, weshalb Intergeschlechtlichkeit auch erst bei der Pubertät oder bei Unfruchtbarkeit entdeckt werden kann.
Eine weitere Folge ist, dass Intermenschen häufig einen falschen Eintrag in die Geburtsurkunde bekommen, weil sie sich zum Zeitpunkt des Eintrags weder selbst äußern können noch ihre körperliche Entwicklung absehbar ist. Eine problematische Folge dieser binären Einteilung ist vor allem die operative und hormonelle "Geschlechtszuweisung", die ohne Zustimmung der betroffenen Person einer Genitalverstümmelung gleichkommt. Sie wird deshalb Intersex Genital Mutilation (IGM) genannt und umfasst teilweise schwerwiegende, irreversible, gesundheitlich nicht notwendige Eingriffe – die gleichen Eingriffe werden allerdings Transmenschen lange verwehrt, obwohl sie diese wollen.
Nichtbinär Alle Menschen, die nicht den klassischen, medizinisch normierten Vorstellungen von Mann und Frau entsprechen, weil sie unter anderem mit einer Variation in den Geschlechtsmerkmalen auf die Welt gekommen sind, aber auch Menschen, die sich aus anderen Gründen nicht in einem binären Schema verorten können. Sie sehen Gender als Spektrum und wünschen sich eine Gesellschaft, die nicht zwanghaft alles in männlich und weiblich einteilt.
Genderneutrale Sprache Feministinnen und Feministen hatten schon immer ein Problem mit dem generischen Maskulinum, das aus Einfachheit Frauen den männlichen Bezeichnungen unterordnet (Frauen sind mitgemeint). Eine besondere Lösung in der schriftlichen Kommunikation sind der Schrägstrich oder das Binnen-I. Für Personen, die sich weder als Frau noch als Mann sehen (können), reicht das nicht aus, sie wären genauso sprachlich unsichtbar wie vormals die Frauen.
Identität vs. gelesenes Geschlecht Ob wir eine Person als Mann oder Frau ansprechen, machen wir häufig an Äußerlichkeiten fest: Wir "lesen", wie sich die Person kleidet oder welche sekundären Geschlechtsmerkmale (Bartwuchs, Brüste) hervorstechen. Eine weiblich gelesene Person ist unter Umständen in einer Frauentoilette willkommener, wenn sie einen Penis hat, als eine weibliche Identität mit männlicher Erscheinung. Der englische Ausdruck "Passing" beschreibt, wie die Gesellschaft Queeridentitäten liest.
They Im Englischen hat sich die dritte Person Plural "they, their, them" als genderneutrales Pronomen durchgesetzt und wird teilweise auch im Deutschen übernommen. Kritisiert wird, dass dabei nicht mehr markiert wird, ob es sich um eine oder mehrere Personen handelt. Allerdings: Während es im Deutschen auch einen Unterschied zwischen "du" und "ihr" gibt, verändert sich "you" in der Mehrzahl auch nicht.
Hen Die schwedische Mischform aus "er" und "sie" wird in Schweden tatsächlich bereits in manchen öffentlichen Institutionen und Zeitungen verwendet (der STANDARD hat es 2016 porträtiert). Auch in Österreich entlehnen einige aus der Queer-Community dieses neutrale Pronomen ins Deutsche.
En Von Teilnehmenden des österreichischen LGBTIQA+-Kongresses 2018 in St. Pölten entwickelt. Eine Kombination aus "er", "es" und dem schwedischen "hen". Die Idee war, ein allgemeines neutrales Pronomen einzuführen, das immer verwendet werden kann, wenn das Geschlecht unbekannt beziehungsweise irrelevant ist, so wie das schwedische "hen" oder das englische "they" – "en" ist aber keinesfalls dazu gedacht, andere Pronomen zu ersetzen!
Links:
Er, sie, they, hen: Wie wollen Trans- und Interpersonen bezeichnet werden?
Vice-Artikel über Trans-Gesetze in Österreich
Was die Option des dritten Geschlechts bedeutet
Webseite des Vereins intergeschlechtlicher Menschen in Österreich (VIMÖ)
Porträt von "Hen"