Programmdirektor der ARD: Volker Herres.

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München – Inmitten des digitalen Medienwandels mit immer mehr Streaming-Plattformen will auch die ARD verstärkt exklusive Angebote über ihre Mediathek im Internet anbieten. Sie soll sich zu einem eigenständigen Streaming-Angebot hin entwickeln, wie der Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens, Volker Herres, gemeinsam mit dem ARD-Vorsitzenden, Ulrich Wilhelm, am Mittwoch in München ankündigte.

Um das Angebot der Mediathek insgesamt zu verstärken, werde es künftig eine integrierte Programmplanung in der ARD-Programmdirektion nicht nur für das Erste, sondern künftig auch für die Mediathek geben. "Ich empfinde das als ganz großen Schritt und als große Zäsur auch", sagte Herres. "Wir erleben eine Umbruchsituation in der digitalen Welt, die die Medienangebote und die Mediennutzung komplett verändern." Man müsse künftig Inhalte crossmedial über alle Ausspielwege hinweg denken. Dann könne man auf Marktentwicklungen auch reagieren.

Eigenständigkeit

Eine Mediathek sei nicht mehr so etwas wie ein "Videorekorder", bei dem man die verpasste Sendung noch einmal nachschauen könne, betonte Herres. "Es muss zunehmend ein Streaming-Angebot werden, ein eigenständiges." Dazu brauche es mehr Inhalte als jetzt und andere. "Wir werden auch exklusiv für die Mediathek dann produzieren", sagte der Programmdirektor. Er sprach von Serien-Formaten. Für die neue Struktur wird laut Wilhelm, der auch Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR) ist, der Programmgeschäftsführer des jungen Content-Netzwerks Funk von ARD und ZDF, Florian Hager, zum 1. Jänner 2020 an Bord geholt – als stellvertretender Programmdirektor in der Programmdirektion. Bisher liegt die Verantwortung für die Mediathek Herres zufolge bei ARD online in Mainz.

Der Sender teilte zudem mit, dass die ARD-Landesrundfunkanstalten im Jahr 2018 erneut mehr Geld in TV-Produktionen investiert haben. Der Gesamtwert der Auftragsproduktionen, Kooperationen und Lizenzen der Anstalten und der Film-Tochter Degeto stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 22,3 Millionen Euro auf rund 814,7 Millionen.

Drei Viertel des Volumens mit fast 615 Millionen Euro floss demnach an unabhängig Produzierende und Lizenzgeber. Eine Lizenz braucht die ARD, um zum Beispiel einen Film oder eine Serie über längere Zeit in der Mediathek zeigen zu können. Bereits im Jahr 2017 waren die Investitionen in TV-Produktionen gestiegen – um fast 74 Millionen Euro im Vergleich zu 2016. (APA, 27.11.2019)