Anonyme Rundschreiben voller Vorwürfe sind mit Vorsicht zu genießen: Jenes Papier, das die BVT-Affäre mitausgelöst hat, entpuppte sich im Nachhinein als Machwerk voller Übertreibungen und Verleumdungen. Dem steht allerdings die Casinos-Affäre gegenüber, die durch eine anonyme Anzeige ins Rollen kam, deren Inhalt die Ermittler nach und nach bestätigen können.

Rekruten eines Gardebataillons des österreichischen Bundesheeres.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Jetzt gibt es ein neues "Konvolut", und zwar aus dem Abwehramt, dem kleinsten der heimischen Nachrichtendienste. Dort sollen Missstände grassieren: Geschichten über Mobbing und verfeindete Fraktionen machen die Runde, ebenso wird wegen unterdrückter oder falsch abgelaufener Ermittlungen Alarm geschlagen. Bisher haben sich viele Informationen aus dieser Quelle als wahr entpuppt. So stammten Hinweise auf einen gelockerten Umgang mit Soldaten, die der rechtsextremen Identitären Bewegung zuneigen, aus denselben Kreisen wie das neue Konvolut.

Die darin geäußerten Vorwürfe sind brisant, beispielsweise die Behauptung, die anfänglichen Ermittlungen gegen einen ehemaligen Bundesheeroberst, der für Russland spioniert haben soll, seien rechtlich auf wackligen Beinen gestanden. Hinweise darauf gibt es – etwa weil die Staatsanwaltschaft erst während einer Pressekonferenz informiert wurde. Scheitert die Anklage an Fehlern im Abwehramt, ist jedenfalls Feuer am Dach. Es wird Zeit, diese Vorwürfe auch politisch zu untersuchen. (Fabian Schmid, 27.11.2019)