Pfandflaschen sind im kommen. Allerdings sind noch nicht alle Konsumenten bereit, sie zurückzugeben, wie erst kürzliche eine Club-Mate-Knappheit zeigte.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Lange Zeit war es nur das Bier, vereinzelt auch das Wasser. Glaspfandflaschen waren in Österreich bisher selten in den Regalen, nun erleben sie eine Renaissance. Erst kürzlich zog die Brauerei Egger nach. Sie stellt auch Limonade her und kündigte an, diese in einer Ein-Liter-Pfandflasche aus Glas auf den Markt zu bringen. Man wolle damit "eine Limonade am Puls der Zeit anbieten", heißt es dazu im Marketing-Sprech von Martin Forster, Geschäftsführer von Egger Getränke.

Doch auch die Wissenschaft registriert diesen "Puls der Zeit". "Glas boomt immer mehr", sagt Christian Pladerer vom Österreichischen Ökologie-Institut, schuld sei "das Plastikbashing, das gerade passiert". Weil Glas aber nicht gleich Mehrweg bedeutet – viele Getränke werden in Wegwerfglasflaschen verkauft –, ist die Mehrwegquote in Österreich recht niedrig. Sie sei seit Anfang der 2000er von 90 auf nunmehr etwa 20 Prozent gesunken. Pladerer erwartet, dass der Pfandtrend bald messbar sein wird.

Gesetzliches Pfandsystem

Im Gegensatz zum Nachbarn Deutschland gibt es in Österreich kein gesetzlich verankertes Pfandsystem – weder für Glas- noch für Plastikflaschen. Die NGO Greenpeace – sie unterstützte laut eigenen Angaben Egger bei der Einführung der Pfandflasche – fordert ein gesetzliches Pfandsystem mit verpflichtender Mehrwegquote. Laut Ökologen Pladerer würde der Vorteil von Einwegverpackungen wegfallen, wenn man auch die zurückbringen müsste. Der Gedanke dahinter: Muss der Konsument ohnehin noch einmal in den Laden, wenn die Flasche leer ist, kauft er von vornherein eine Mehrwegflasche.

Teure Umstellung

Das aber widerstrebt den Händlerriesen. In einem offenen Brief äußern Führungskräfte von Rewe, Spar, Hofer, Metro und anderen Händlern ihre Bedenken. Ein Einwegpfand auf Plastikflaschen würde teure Umstellungen mit sich bringen, dies würde selbstständige Kaufleute gefährden, so die Argumentation der Plattform Österreichischer Lebensmittelhandel. Ein System nach deutschem Vorbild wäre für den österreichischen Lebensmittelhandel "mit Investitionen in Höhe einer hohen dreistelligen Millionensumme verbunden", heißt es in dem Schreiben. Zusätzliche Flächen, Automatenumstellungen und höherer Personalbedarf würden Kosten verursachen.

Am Zug sei, so sehen es die Kaufleute, die öffentliche Hand – sie müsse Sammelstellen für Verpackungen vereinheitlichen und ausbauen. (elas, 9.12.2019)