Eine Kombination aus hohem Salz- und Säuregehalt verhindert in den Dallol-Tümpeln in Äthiopien jegliches Leben – außer das von Forschern und Touristen.

Foto: Purificación López-García

Leben in Form von Mikroben gibt es so gut wie überall auf unserem Planeten, selbst unter den extremsten Bedingungen: Anpassungsfähige Einzeller existieren in Seen tief unter dem Eis der Antarktis ebenso wie in der völlig trockenen Atacama-Wüste in Chile. Heiße hydrothermale Quellen am Meeresgrund gelten überhaupt als jene Orte, an denen das Leben auf der Erde begonnen haben könnte.

Wo aber sind die Grenzen für die sogenannten "extremophilen" Einzeller, die sogar radioaktive Strahlung und das Vakuum des Weltraums überstehen können? Wissenschafter gehen davon aus, dass eine Kombination von besonders lebensfeindlichen Bedingungen – wie hoher Salz- und Säuregehalt – vorliegen müsse.

Die Hölle auf Erden

Ein Ort mit solch höllischen Ingredienzien sind die Tallol-Tümpel in der äthiopischen Danakil-Senke. Mit einer Durchschnittstemperatur von 35,6 Grad Celsius ist diese von Vulkanismus geprägte Gegend, die bis zu 125 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, die heißeste Region der Welt. Vereinzelt wurden schon Temperaturen von bis zu 60 Grad Celsius gemessen.

Die Tümpel wiederum sind der extremsten Ort in der Senke: Die Quellen, die aufgrund des Schwefelgehalts nach faulen Eiern stinken, sind teilweise mehr als 100 Grad heiß, extrem sauer und haben einen Salzgehalt von bis zu 70 Prozent.

Dennoch wollten Wissenschafter vor Jahren auch in diesen Tümpeln Spuren von mikrobiellem Leben entdeckt haben. Das konnte ein spanisch-französisches Forscherteam um die Evolutionsbiologin Purificación López-García (CNRS), das sich ganz auf extreme Mikroben spezialisiert hat, nicht glauben und begab sich in den Tallol-Tümpeln erneut auf die Suche nach Leben. Und das Ergebnis, von dem die Forscher im Fachblatt "Nature Ecology & Evolution" berichten, fiel negativ aus.

DNA von Touristen

Zwar konnten die Forscher einige mikrobielle Gensequenzen nachweisen. Diese stammten aber alle von Kontaminationen: Zum einen stammte es von Hautschuppen oder Haaren von Touristen, die diese Tümpel besuchen. Zum anderen waren Gensequenzen von der Laborausrüstung in die Proben gelangt. Zudem konnten die Forscher Reste toter Mikroben nachweisen, die offenbar vom Wind in die Tümpel geweht worden waren.

Wie López-García erklärt, sprächen die Analysen stark dafür, dass es kein aktives mikrobielles Leben in den salzigen, heißen und hypersauren Tümpeln gibt – und auch nicht in den benachbarten magnesiumreichen Salzseen. Laut den Forschern ist es zum einen die Kombination von extrem saurem und gleichzeitig extrem salzigem Milieu, die jegliches Leben verhindert. Zum anderen zerstöre der hohe Gehalt an Magnesiumsalzen Biomoleküle.

Die Ergebnisse haben auch Auswirkungen auf die Astrobiologie, so López-García, die davon ausgeht, dass es extraterrestrisches Leben in ähnlich extremen Umgebungen ebenfalls nicht geben könne. Nachsatz: "Zumindest nicht Leben, das auf einer Biochemie ähnlich der irdischen beruht." (Kaus Taschwer, 29.11.2019)