Rund 100 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme zu den Themen Menschenrechte und Grundfreiheiten sind im Gartenbaukino, Stadtkino, Top Kino und Schikaneder zu sehen.

Foto: This Human World

Zweifellos würden wir einen geringeren Peinlichkeitsballast mit uns herumtragen, wenn nie jemand auf die Idee gekommen wäre, Mobiltelefone mit Digitalkameras zu kreuzen. Zugleich erlaubt es das allgegenwärtige, hosentaschentaugliche Filmequipment aber auch, ungemein wertvolle Einblicke zu nehmen. Bestes Beispiel dafür ist der Film "Midnight Traveler", der nun im Rahmen des Festivals This Human World Österreichpremiere feiert.

Mit drei Handykameras dokumentierten die Filmemacher Fatima Hussaini und Hassan Fazili mit ihren beiden Töchtern die gemeinsame Flucht aus Afghanistan nach Europa. Nachdem die Taliban Hassan zur Tötung freigegeben hatten und ihr Asylantrag im benachbarten Tadschikistan abgewiesen wurde, machte sich die Familie auf eine Odyssee, die sie über zwei Jahre durch den Iran, die Türkei, Bulgarien und Serbien bis nach Ungarn führen sollte. Auch wenn sie ihr angestrebtes Ziel, Deutschland, bis zum Ende des Films nicht erreichen konnten, so wurde immerhin ihr Asylantrag in der EU angenommen.

Das Leben der Anderen

"Midnight Traveler", von Emelie Mahdavian aus unzähligen Stunden Material in 90 leinwandtaugliche Minuten verwandelt, will kein detaillierter Reisebericht sein. Der Fokus liegt allein auf dem Familienverband, auf Fragmenten ihrer Erlebnisse, Ansichten und Gefühle. Die Speicherkarten der Telefone werden zu einer Flaschenpost, die uns die Gefühlswelt der Flüchtlinge näher bringt als jeder Zeitungsbericht.

Augenmerk auf junge Filminteressierte

Das Leben der Anderen ist seit jeher wesentlicher Bestandteil von This Human World, das in seiner zwölften Auflage bis 10.12. rund 100 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme zu den Themen Menschenrechte und Grundfreiheiten im Gartenbaukino, Stadtkino, Top Kino und Schikaneder zeigt. Dabei gibt es diesmal nicht nur anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der UN-Kinderrechtskonvention einen entsprechenden Festivalschwerpunkt, in bewährter Manier wird auch heuer wieder mit einem Kurzfilmwettbewerb für Schülerinnen und Schüler ein Augenmerk auf junge, filminteressierte Menschen gelegt.

Unter den Jugendfilmen gibt es Finnlands Kandidaten für den "Auslands-Oscar", "Stupid Young Heart", zu entdecken. Selma Vilhunens Film beginnt als Teenager-werden-Mütter-Drama, geht dann aber ein paar Hautschichten tiefer, als sich der werdende Jungvater Lenni einer xenophoben Runde Kampfsportler anschließt. (Dorian Waller, 29.11.2019)