Kay Voges äußert sich zum künftigen Volkstheater, das er im Jänner 2021 im Haupthaus mit Glanz und Gloria eröffnen möchte.

Lukas Beck

STANDARD: Wird die Volkstheaterspielstätte Volx bleiben?

Voges: Da gibt es noch keine fixe Entscheidung. Das Verhältnis der Einnahmen und Ausgaben muss noch mal neu überprüft werden. Vielleicht werden wir das Volx reduzieren oder auch einer anderen Stelle übertragen. Mit Sicherheit bleibt aber das Theater in den Bezirken. Mein Fokus muss vorerst auf der Wiedereröffnung des Haupthauses liegen.

STANDARD: Nach fünf Monaten Reality-Check: Haben Sie Ihre Entscheidung schon einmal bereut?

Voges: Ich bin freudig gespannt. Auf alle Fälle ist für die Vorbereitung zu wenig Zeit. Aber es ist eine wunderbare Aufgabe. Und ich hoffe sehr, dass der Bund, wenn er seine Regierung klar hat, diese eine Million, die noch dringend notwendig ist, lockermacht. Die fehlende Inflationsanpassung ist ein kannibalischer Zustand. Das Volkstheater hat jährlich mindestens 300.000 Euro an Gehaltsausgleich zu leisten. Eine finanzielle Aufstockung ist indes nur ein Teil der Lösung.

STANDARD: Was sind Ihre weiteren Strategien?

Voges: Wir müssen wegkommen von der Vorstellung, dass wir mit diesem Etat und dem wenigen Personal jeden Tag spielen können. Es wird weniger Spieltage geben müssen. Das jetzige Ensemble kämpft mit 15 angestellten Schauspielerinnen und Schauspielern, das ist eine Mammutaufgabe mit kaum zumutbaren Bedingungen.

STANDARD: Um wie viele der 230 Spieltage werden es weniger?

Voges: Das müssen wir erst berechnen. Mir ist lieber, ich habe an vier Tagen ein volles Haus als an sieben ein schlecht gefülltes.

STANDARD: Wie realistisch ist die Änderung der Kollektivverträge, die momentan ein effizientes Arbeiten eher erschweren?

Voges: Der Kollektivvertrag gilt ja auch für andere Theater in Wien. Das kann also nicht das Volkstheater alleine durchziehen, das muss die Kulturstadträtin in die Hand nehmen, wie sie schon versichert hat. Das wird nicht in einem halben Jahr gelöst sein.

STANDARD: Werden sich Arbeitsverhältnisse verschlechtern?

Voges: Im Gegenteil. Ein neuer Kollektivvertrag bedeutet am Ende vermutlich, dass mehr Geld gezahlt werden muss, dass aber trotzdem in Summe die Abläufe besser ineinandergreifen. Es ist keine Schlechterstellung von MitarbeiterInnen. Die prekären Arbeitsverhältnisse sollen ja verschwinden.

STANDARD: Wie prekär?

Voges: Also ich bin derzeit dabei, Künstlerinnen und Künstler fürs Volkstheater anzufragen. Immer dann, wenn ich ihnen sage, was ich finanziell bieten kann, winken sie ab. Das hat mich schockiert.

STANDARD: Im Jänner 2021 geht es los. Ich nehme an, Sie werden die Eröffnung inszenieren – Komödie oder Tragödie?

Voges: Die erste Spielzeit wird noch "under construction" ablaufen. Wir wollen mit Glanz und Gloria starten, dafür gibt es schon spannende Ideen, also da wird es mehr geben als nur die Frage, ob Komödie oder Tragödie. Wir wollen ein sinnliches, visuell und schauspielerisch starkes Theater machen. Im Mai können wir dazu vielleicht schon etwas verraten.

STANDARD: Sie haben, als Sie Dortmund 2010 übernommen haben, fast alle Ensemblemitglieder ausgewechselt. Wird dies auch in Wien der Fall sein?

Voges: Aus der Dortmunder Crew (14 Ensemblemitglieder, Anm.) kommt etwa die Hälfte mit. Aber sie werden nicht einmal die Hälfte des zukünftigen Volkstheaterensembles ausmachen.

STANDARD: Wie viele Ensemblemitglieder peilen Sie an?

Voges: Wir müssen definitiv über 20 haben, vielleicht schaffe ich auch 23 oder gar 25. Vielleicht starten wir in der ersten Spielzeit noch kleiner und wachsen dann. (Margarete Affenzeller, 29.11.2019)