Die 25 Fahrzeuge des E-Auto-Sharing-Anbieters Eloop brauchen Parkberechtigungen für ganz Wien. Das macht das Angebot teuer.

Foto: Eloop / Philipp Zach

Es gibt zu viele Autos in der Stadt. Nicht nur in Österreichs Bundeshauptstadt, sondern eigentlich in jeder Metropole dieser Welt. Das geben wohl auch die glühendsten PS-Fanatiker zu, wenn sie einmal wieder im Stau stehen. Doch aufs eigene Auto verzichten wollen die wenigsten.

Dass die Autoreduktion tatsächlich – und nicht nur gefühlsmäßig – dringend notwendig ist, belegen Zahlen: Nebeneinander geparkt nehmen Wiens 712.000 Pkws eine Fläche von rund zehn Quadratkilometern ein. Das entspricht der Gesamtfläche der Wiener Gemeindebezirke vier bis neun. Aneinandergereiht bilden die Blechbüchsen gar eine 3500 Kilometer lange Schlange von Wien bis nach Jerusalem, wie der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) vorrechnet.

Foto: Google Maps

Da – vorerst – aber nur die wenigsten Autos ganz verbannen wollen und können, braucht es Alternativen. Am umwelt- und nervenschonendsten ist ein gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrsnetz. Wo das nicht greift, können Sharing-Modelle den individuellen Fortbewegungsdrang der Menschen stillen.

Die Vorteile von geteilten Autos liegen auf der Hand: Die geringeren Anschaffungskosten pro Kopf helfen der Umwelt und dem eigenen Geldbörsel. Ein Privat-Pkw steht im Schnitt 23 Stunden täglich, ein gesharter deutlich weniger lang. Dadurch können Parkplätze eingespart und Grund für Parks, Wohnraum oder öffentlichen Verkehr geschaffen werden. Dennoch gibt es immer wieder Studien, die anzweifeln, ob die Sharing-Modell-Nutzer wirklich jene Menschen sind, die ansonsten mit dem Kauf eines eigenen Autos liebäugeln würden. Vielfach wird behauptet, es ersetze sogar den öffentlichen Verkehr aus Bequemlichkeitsgründen. Dem widersprechen aber nicht nur die vielen E-Auto-Sharing-Anbieter, sondern auch stadtspezifische Studien.

Foto: Verkehrsclub Österreich (VCÖ)

Der Trend in Richtung Carsharing ist jedenfalls unübersehbar. Nutzten 2013 sieben Millionen Menschen weltweit solche Angebote, waren es vor einem Jahr mit 27 Millionen Personen beinahe viermal so viele – Tendenz steigend. Dadurch musste natürlich die Flotte der Betreiber anwachsen, sodass 2018 bereits 268.000 Sharing-Autos auf den Straßen unterwegs waren. Dass dies aber insgesamt die Zahl an Pkws langfristig trotzdem drücken könnte, zeigt eine 2015 von der Stadt Wien in Auftrag gegebene Studie.

E-Sharer reduzieren Autos

Sie kam zum Schluss, dass Carsharing – wenn großflächig umgesetzt – die Pkw-Zahl in Wien deutlich senken kann. Es wurden drei Szenarien angenommen. Im mittleren Modell ersetzt ein stationsgebundenes Sharing-Auto 2,8 Privatfahrzeuge. Free-Floating-Dienste, sprich solche, die über die Stadt verteilt vorzufinden sind, ersetzen demnach sogar 5,1 Autos. Die Stadt Wien will bis 2030 rund 200.000 Privatautos einsparen. Positive Anreize für Carsharing-Anbieter zu setzen läge also auf der Hand.

Nico Prugger, CEO von Wiens erstem reinen E-Auto-Sharing-Anbieter Eloop, rechnet vor, dass seine bescheidene Flotte von 25 Autos bereits jetzt 800 Quadratmeter an Platz einspart. Mit ein Grund, warum Eloop nicht bereits mehr der kleinen City-Flitzer nach Wien bringen konnten, ist das Parkproblem – und zwar nicht der Platz, sondern die Kosten. Pro Auto fallen jährlich Parkgebühren in der Höhe von 2544 Euro an – das ist ungefähr so viel, wie wenn man ein Parkpickerl für jeden einzelnen Wiener Bezirk erwerben würde. Der Grund dafür ist, dass die Autos theoretisch in allen Bezirken geparkt werden können und deshalb um eine pauschale Parkometerabgabe angesucht werden muss. Im Falle des gesamten Fuhrparks belaufen sich die Parkkosten auf 63.600 Euro jährlich.

Die Parkgebühr pro besetztem Quadratmeter ist für die Sharing-Anbieter damit deutlich teurer als für einen Privaten. Prugger ärgert auch, dass es zusätzlich keine Unterscheidung von E-Autos und solchen mit Verbrennermotoren gibt, wo sein Modell doch exakt den Zielen der Stadt entspräche – weniger, nachhaltigere Autos auf den Straßen.

Gesprächsbereitschaft

Gregor Stratil-Sauer, Leiter des Referats für Mobilitätsstrategien der Stadt Wien sagt dem STANDARD, dass man den E-Auto-Sharern als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr grundsätzlich natürlich positiv gegenüberstehe. Es lägen einige Wünsche in Sachen Parkraumbewirtschaftung auf dem Tisch. Im Rahmen eines Gesamtpakets wolle man sich dann selbstverständlich ansehen, wie die Situation der E-Auto-Sharer besser geregelt werden kann. (Fabian Sommavilla, 29.11.2019)