Die Proteste in Chile halten noch an: Sie fordern grundlegende Reformen im Land.

Foto: APA / AFP / JUAN BARRETO

Santiago de Chile – Chiles Zentralbank erwägt eine milliardenschwere Intervention am Devisenmarkt zur Stützung der Landeswährung Peso. Bereits ab Montag könnte die Notenbank ein entsprechendes Programm im Volumen von bis zu 20 Milliarden Dollar auflegen, teilten die Währungshüter am Donnerstag mit. Zuvor war der Peso auf ein neues Allzeittief gefallen.

Die Stabilisierung könnte bis zum 29. Mai 2020 dauern. Anhaltende Unruhen in Chile schlugen zuletzt immer mehr Anleger in die Flucht. Die Notenbank hatte dem chilenischen Finanzsystem erst vor kurzem vier Milliarden Dollar zusätzlicher Liquidität in Peso und Dollar zur Verfügung gestellt.

Erstmals Verhandlungen mit Gewerkschaften

Am Donnerstag hat Chiles Regierung erstmals mit den Gewerkschaften über die seit Wochen andauernden Proteste beraten. Mitglieder der konservativen Regierung von Präsident Sebastián Piñera kamen am Donnerstag mit Vertretern des Bündnisses Tisch der sozialen Einheit zusammen, dem unter anderem der Gewerkschaftsdachverband CUT und die Lehrergewerkschaft angehören, die zu vielen der Demonstrationen aufgerufen haben.

Die Gewerkschaften seien nicht bereit, "hinter dem Rücken der Leute" mit der Regierung zu verhandeln, stellte Mario Aguilar von der Lehrergewerkschaft nach dem Treffen klar, das von Innenminister Gonzalo Blumel geleitet wurde. Die Forderungen der Protestbewegung seien klar, die Regierung müsse nun darauf antworten. Die Gewerkschaften und viele Demonstranten fordern unter anderem eine Erhöhung des Mindestlohns und eine Reform des privaten Rentenversicherungssystems.

Bereits 23 Tote

Die teilweise gewaltsamen Proteste in Chile hatten Mitte Oktober begonnen. Sie richteten sich zunächst gegen eine Erhöhung der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr. Die Demonstranten kritisieren aber auch niedrige Löhne, hohe Kosten für Bildung und Gesundheit sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land.

Inzwischen gibt es in der Hauptstadt Santiago de Chile und anderen Städten fast täglich Proteste, die immer wieder in Gewalt umschlagen. Es gab bereits 23 Tote und mehr als 2.000 Verletzte, immer wieder kommt es auch zu Plünderungen und Brandstiftungen. (APA, 29.11.2019)