Sitzen ist ja das neue Rauchen – zumindest wenn man es täglich acht Stunden oder mehr macht. Einmal pro Stunde aufstehen und eine Runde im Büro drehen, wie Experten es empfehlen, ist dann doch für die meisten schwer umsetzbar.

So sieht der Stehschreibtischaufsatz mit einer Arbeitsplatte aus.
Foto: standsome

Eine andere Option: Ein paar Stunden am Tag im Stehen arbeiten. Wer keinen Schreibtisch hat, der sich hochfahren lässt, muss auf Hilfsmittel zurückgreifen. Eine Werbung im Web hat mich auf den Standsome gebracht, einen Stehschreibtischaufsatz, der auf den normalen Schreibtisch gestellt wird.

Aufgebaut ist das Teil schnell, besteht es doch nur aus vier Holzstücken, die ineinandergesteckt werden. Ist die richtige Höhe der Arbeitsplatte gefunden – meine Unterarme müssen darauf abgelegt einen rechten Winkel bilden –, kann es losgehen. Um den Aufsatz zu testen, habe ich mir ins Büro meinen Laptop von daheim mitgenommen. Meine zwei Bildschirme – nicht einmal einer davon – und die Tastatur passen nämlich nicht auf den Standsome.

Mehr Bewegung

Das Stehen fühlt sich gut an, ich verlagere abwechselnd das Gewicht von einem Bein aufs andere. Irgendwie fühle ich mich freier, flexibler – einfach mehr in Bewegung. Nach einer Stunde im Stehen merke ich jedoch, dass mein Nacken sich nicht gut anfühlt. Dann erst jetzt fällt mir auf, dass mein Blick in dieser Stehposition zwangsläufig nach unten gerichtet ist.

Wie ist das im Sitzen, frage ich mich. Ich teste es und merke: Im Sitzen bilden meine Unterarme auch einen rechten Winkel zum Tisch, mein Blick geht aber geradeaus auf den Bildschirm, und damit ist mein Nacken gerade. Beim Laptop ist das klarerweise anders – er ist niedriger, weiter unten, und die Tastatur hängt am Bildschirm dran.

Bernadette Redl beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Manchmal probiert sie Dinge aus und schreibt hier darüber.
Foto: cremer/rawicka/istock

Zurück in der Stehposition versuche ich mir Alternativen zu überlegen. Erst stelle ich die Arbeitsplatte höher, doch dann müssen meine Hände viel zu weit nach oben greifen – ich sehe aus wie ein kleines Kind, das zu klein ist, um über einen Tisch zu schauen. Dann versuche ich doch, einen meiner Bildschirme auf den Stehtischaufsatz zu bekommen – keine Chance! Also verkürze ich in den nächsten Tagen die Arbeitszeit am Stehtisch auf eine halbe Stunde dreimal am Tag. Das ist besser als nichts und schadet meinem Nacken nicht.

Zwei Etagen

Übrigens: Auch das Packaging des Standsome ist ansprechend und hochwertig, ebenso die Verarbeitung der Holzteile. Der Kollege, der in der Redaktion fürs Thema Design zuständig ist, kommt jedes Mal ins Schwärmen, wenn er am Rückweg von der Rauchpause an meinem Stehtisch vorbeikommt.

Was eine Option sein könnte: Es gibt ein Modell, zu dem zwei Arbeitsplatten gehören. Es könnte wohl für das Schiefer-Nacken-Problem eine Lösung sein, denn damit könnte ich auf eine Etage den Bildschirm, auf die andere die Tastatur stellen. Derweil überlege ich mir andere Stehoptionen, etwa jedes Mal beim Telefonieren aufstehen – das Kabel ist lang genug. Oder doch ein weiterer Versuch, einmal pro Stunde eine Runde durchs Großraumbüro zu drehen. (Bernadette Redl, 1.12.2019)