Dem ersten eigenen Projekt in Wien-Leopoldstadt sollen weitere folgen.

Foto: Matthias Raiger / gerner gerner plus

Die blauen Container auf Straße, Schiene und See sind europaweit zu sehen. Weniger bekannt ist, dass die Walter Group auch in unbewegliche Räume investiert. Die 2004 gegründete Walter Immobilien, ein Unternehmen der Firmengruppe, ist darauf spezialisiert, in schlüsselfertige Neubau-Mehrfamilienwohnhäuser in zentralen Lagen in Wien, München und Berlin zu investieren. Das Portfolio umfasst 2000 Wohnungen, außerdem Gewerbeimmobilien und Industrieliegenschaften.

"Immobilien haben in der Walter Group schon eine lange Tradition", sagt Geschäftsführer Gerhard Müller. "Mit dem neuen Wohnimmobilienzweig haben wir eine Möglichkeit, die Erträge der Walter Group in eine langfristig nachhaltige Entwicklung der Firmengruppe zu investieren."

Fokus auf den Schwerpunktmarkt Wien

Bis 2018 wurde lediglich in bereits entwickelte und errichtete schlüsselfertige Immobilien investiert. Doch das hat sich nun geändert. Vor allem auf dem Schwerpunktmarkt Wien ist Walter Immobilien dazu übergegangen, eigenständig Altbestand und leerstehende Grundstücke zu suchen, diese auf Bebauungsmöglichkeiten und Rendite zu untersuchen und im besten Falle aufzukaufen, um darauf Wohnneubauten für den gehobenen Mietermarkt zu errichten.

"Der Markt ist für uns sehr klein geworden", erklärt Müller. "Tatsache nämlich ist, dass Investoren wie wir von den klassischen Bauträgern keine Objekte mehr angeboten bekommen, denn ein Einzelverkauf an Eigennutzer und Wohnungsanleger ist weitaus lukrativer, weil in Summe mehr Gewinn erzielt werden kann als bei einem Komplettverkauf an einen Globalinvestor. Also waren wir gezwungen, unser Geschäftsfeld zu erweitern."

Abriss und Neubau

Gesagt, getan. In der Pazmanitengasse in Wien-Leopoldstadt wurde ein Lagerhaus abgerissen und vom Wiener Architekturbüro gerner gerner plus neu bebaut. Es ist das erste Mal, dass Lkw Walter selbst als Bauherr aufgetreten ist. "Begonnen hat das Projekt mit einer Bebauungsstudie", erinnert sich Matthias Raiger, Partner und Projektleiter bei gerner gerner plus. "Nachdem das Grundstück sehr tief ist und die Bebauungsbestimmung eine teilweise große Trakttiefe ermöglicht hat, konnten wir erstens sehr viele und zweitens sehr gut geschnittene Wohnungen unterbringen."

13,40 Euro pro Quadratmeter

Projekt Leopold, so der offizielle Titel, besteht aus 50 Wohnungen (davon sieben noch unvermietet), 24 Stellplätzen und einem 560 Quadratmeter großen Geschäftslokal. Ursprünglich hätte im Erdgeschoß ein Capsule Hotel, das erste seiner Art in dieser Stadt, einziehen sollen, doch die Pläne haben sich zerschlagen. Die Ausstattung der Wohnungen ist hochwertig, entsprechend hoch ist die durchschnittliche Miete: 13,40 Euro pro Quadratmeter.

Gute Wohnarchitektur hat ihren Preis. Dieses Projekt mit seinen geknickten Sichtbetonbrüstungen und baulich integrierten Pflanztrögen, die in spielerischer Choreografie in den Straßenraum hineinragen, sich aber farblich zurücknehmen, als sei es nie anders gewesen, braucht sich vor seiner gründerzeitlichen Nachbarschaft wahrlich nicht zu verstecken.

Die Zukunft ist geplant

"Wir halten unsere Immobilien langfristig im Portfolio", sagt Projektleiterin Lisa Buchinger, "daher investieren wir gerne auch in eine etwas höhere Qualität." Und die Baukosten? Stillschweigen. "Wir haben gutes Know-how und gute Kontakte. Mehr wollen wir zu diesem Thema aus Gründen des Mitbewerbs nicht sagen." Die nächsten vier Projekte in Neubau, Meidling, Penzing und Währing befinden sich bereits in Planung und Entwicklung. Für 2020 ist eine weitere Expansion des Immobiliengeschäfts geplant. (Wojciech Czaja, 2.12.2019)