Mit der räumlichen Nähe soll die inhaltliche Kooperation einhergehen – so jedenfalls sehen es die Pläne von Gerald Bast und Meinhard Lukas, beide von Berufs wegen Rektoren großer österreichischer Universitäten, vor.
Der Reihe nach: Vor einigen Tagen wurde bekannt, wie die Zukunft des historischen Postsparkassengebäudes in der Wiener Innenstadt aussehen soll. Von Otto Wagner erbaut, 2013 von René Benkos Signa-Holding gekauft, soll das denkmalgeschützte Gebäude künftig der Wissenschaft zur Verfügung stehen. Konkret werden sich neben der Universität für angewandte Kunst Wien (Rektor Bast) und der Uni Linz (Rektor Lukas) auch die Akademie der Wissenschaften sowie das Museum für angewandte Kunst ansiedeln – und zwar voraussichtlich ab 2021.
Kunst nicht auf Schönheit reduzieren
Bast und Lukas wollen die Gelegenheit beim Schopf packen und sinnvolle Allianzen schmieden, denn: "Wenn man in einer Gesellschaft Wirkung entfalten will, in der alles mit allem zusammenhängt, kann man im Bildungssektor nicht so tun, als sei alles monodisziplinär und linear", ist Bast überzeugt. Heißt, übertragen auf die beiden Universitäten, "man soll Kunst nicht auf Schönheit und Wissenschaft nicht auf Wahrheit reduzieren", plädiert Uni-Linz-Rektor Lukas.
Beide sind überzeugt, es brauche ein neues Technologieverständnis – auch um Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. So habe man etwa im 20. Jahrhundert viel erforscht und Neues auf die Welt gebracht "und dann erst über die Wirkung auf die Gesellschaft nachgedacht", erinnert Lukas an die Entdeckung der Kernspaltung und den bis heute ungelösten Umgang mit Atommüll. Übertragen auf heute: Erst der Unfall eines Elektroautos habe jüngst das Problem der Entsorgung der Batterien verstärkt aufgeworfen. Lukas ist überzeugt, dass Kreativität, Agilität, Reflexions- und Kritikfähigkeit "enorm wichtig" werden – gerade in einer Welt der lernenden Maschinen.
Studium Generale für Kreativität
Wie soll die Zusammenarbeit konkret aussehen? Man plane nicht die Abschaffung der Disziplinen, betonen die beiden Rektoren. Man verstehe sich aber als "Avantgarde und Pionierinstitutionen in einer notwendigen Erneuerung der Bildungslandschaft". So denkt man etwa über eine Art Studium Generale für Kreativität nach. In einem Manifest haben die beiden Rektoren ihr Plädoyer für eine neue Art des Lernens niedergeschrieben. (Karin Riss, 29.11.2019)