Das neue Fotomuseum soll in einer kleinen Senke hinter dem Museum der Moderne gebaut werden

Foto: Stefanie Ruep

Salzburg – Es ist ein kleiner Treppenwitz der Salzburger Kultur- und Regionalpolitikgeschichte: Just an jenem Platz, wo vor mehr als drei Jahrzehnten der Eingang zum Salzburger Guggenheim-Museum im Mönchsberg hätte entstehen können, just dort möchte Landeshauptmann Wilfried Haslauer II (ÖVP) nun das neu zu gründende Bundesfotomuseum hingebaut wissen. Der Ort ist jedenfalls noch aus der "Guggenheim-Zeit" als Sonderfläche für Kulturbauten gewidmet.

Mit der legendären Schnecke oder Spirale im Mönchsberg von Hans Hollein hätte das Fotomuseum freilich nur noch den Standort gemein. Das Gebäude sollte in einer kleinen Senke hinter dem Museum der Moderne gebaut werden, hieß es am Freitag bei der Präsentation einer Machbarkeitsstudie. Ein, zwei Untergeschoße und ebenso viele über der Erde – so in etwa könnten die Vorgaben für den Architekturwettbewerb lauten. Einen immer wieder kolportierten Kostenrahmen von 30 Millionen Euro wollte am Freitag in Salzburg niemand bestätigen. Klar ist aber, dass Stadt und Land Salzburg das Museum nicht aus eigener Kraft finanzieren können.

Während das Hollein-Projekt für Guggenheim vor allem an der Kleingeistigkeit der damaligen Lokal- und Regionalpolitik gescheitert ist, könnte das Fotomuseum am Mönchsberg an den Verlustängsten in der Bundeshauptstadt scheitern. Es gebe in Wien nicht zuletzt aus der Kunstszene heftigen Widerstand gegen den Standort Salzburg, sagt ein Sprecher Haslauers. Hauptargument: Ein Bundesmuseum habe eben in Wien zu stehen.

In der Bundesverfassung stehe nirgends, dass Bundesmuseen nur in Wien sein dürfen, kontern die Salzburger. Käme das Fotomuseum tatsächlich an die Salzach, wäre es das erste Bundesmuseum außerhalb der Bundeshauptstadt.

Einschlägige Referenzen

Um diesen Anspruch zu untermauern, hat man eine Machbarkeitsstudie bei Medienwissenschafter Bernd Stiegler von der Uni Konstanz in Auftrag gegeben. Und die fiel – wenig überraschend – höchst positiv aus.

Salzburg verfüge mit der Fotosammlung des Bundes, dem Fotohof, der Leica-Galerie und der Professur für Fotografie an der Universität Mozarteum bereits über einschlägige Referenzen. Das Museum der Moderne verwahre heute schon mehr als 22.000 Fotografien, darunter eben auch die Sammlung des Bundes mit mehr als 11.000 fotografischen Werken. Darüber hinaus besitzen das Stadtarchiv und das Salzburg-Museum beachtliche Bestände historischer Werke und Sammlungen.

Dazu kämen noch organisatorische Vorteile, die sich aus dem Standort ergeben. Hier geht es vor allem um eine Zusammenarbeit mit dem benachbarten Museum etwa beim Museumsshop, bei der Administration, dem Personal und Ähnliches mehr. Und schon kommen die Salzburger ins Schwärmen: Mit dem Museum der Moderne und dem Bundesmuseum für Fotografie würde am Mönchsberg ein Kompetenzzentrum für die kulturell visuellen Ausdrucksformen der Gegenwart entstehen, lautet der Grundtenor.

Standortentscheidung 2020

Darüber hinaus solle das Bundesfotomuseum auch kein reines Museum sein, sondern das Haus habe im Bereich der Sammlungen und jenem der Ausstellungen der ganzen Breite des "Fotografischen" Rechnung zu tragen und damit auch die Felder von der Fotografie als Kunst bis hin zur Fotografie als Wissenschaft sowie im Kontext der digitalen Kulturen abzudecken.

Und was ist jetzt der nächste Schritt? "Zuerst brauchen wir einmal eine Bundesregierung mit einem Kulturminister, einer Kulturministerin", heißt es im Büro Haslauer. Nachsatz: "Wobei ein Finanzminister, eine Finanzministerin in dem Fall noch wichtiger ist." Dann könnte 2020 zumindest einmal eine Grundsatzentscheidung über den Standort fallen, und damit würde sich eine Eröffnung noch im kommenden Jahrzehnt ausgehen. (Thomas Neuhold, 30.11.2019)