Mit Spannung wird der neue Vierjahresplan von Jean-Pierre Mustier für die Unicredit erwartet. Auch in der Bank Austria.

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Wien – Am Dienstag werden bei der Bank-Austria-Mutter Unicredit wieder die Weichen gestellt. In London, beim Capital Market Day, wird Vorstandschef Jean-Pierre Mustier die künftige Strategie und Holdingkonstruktion des Mailänder Instituts vorstellen.

Was im Vierjahresplan 2020 bis 2023 ("Team 23") steht, ist – derzeit noch – ein Geheimnis, ausgeschlossen hat der Bankchef zuletzt aber Fusionen. Sicher ist eins: Die 13 Auslandstöchter, darunter die Wiener Bank Austria (BA), kommen unters Dach einer Beteiligungsholding, die in Italien daheim sein wird.

Massive Umbauarbeiten

Seit 2016 hat Mustier die damals unter Milliarden an faulen Krediten taumelnde Bank neu aufgestellt, im dritten Quartal 2019 gab es einen Gewinn vom 1,1 Milliarden Euro. Kurz die Vergleichsdaten zu 2016: rund 14.000 Mitarbeiter und 50 Milliarden an faulen Krediten weniger, Kostensenkung um 1,7 Milliarden jährlich und 24 Milliarden Euro an frischem Kapital mehr. Zudem hat die Unicredit diverse Töchter verkauft, jüngst ihre Beteiligung an der türkischen Yapı Kredi reduziert. Ende 2019 will Mustier die faulen Kredite auf rund zehn Milliarden Euro gedrückt haben.

Trotzdem muss er weiter umbauen; nicht zuletzt, weil sich der Börsenwert des Instituts mit 28 Milliarden Euro in Grenzen hält. Was die Pläne und Sparziele für die einzelnen Töchter bedeutet, wird in deren Gremien bis 12. Dezember kommuniziert. So auch in Wien.

Gerüchte zu Bank Austria

Hier gab es zuletzt wilde Gerüchte und Spekulationen in alle möglichen Richtungen. Gemein hatten sie, dass von der BA in ihrer jetzigen Form nicht viel übrig bliebe. Die Szenarien, die da gezeichnet werden: Die vermögenderen Privatkunden könnten in die einschlägig aktive BA-Tochter Schoellerbank verschoben und die restlichen von der Münchner Schwester HVB mitbetreut werden. Ein anderes Gerücht besagt, dass die Bawag ein Auge auf die Privatkunden der Bank Austria geworfen habe. Dort kommentiert man derartige "Gerüchte und Spekulationen nicht". Was gegen eine etwaige Filetierung der Bank Austria spricht: Die Italiener brauchen Geld und wollen weiterhin an der BA verdienen.

Versuche, vermögende BA-Kunden in die Schoellerbank zu übersiedeln, hat es jedenfalls schon gegeben, sie sind aber mehr oder weniger gescheitert: Die wenigen Kunden, die sich zu einem Wechsel bereiterklärten, wurden dann in der Schoellerbank aufgeklärt, dass man dort nur ihre Wertpapierdepots betreuen werde; Giro- und andere Konten würden bei der BA bleiben. Was den Erfolg der Aktion weiter eingegrenzt hat.

Bawag wollte Wiener Privatbank

Stichwort Bawag: Sie dürfte tatsächlich Interesse an Zukäufen haben. Zuletzt hat sie über einen Kauf der Wiener Privatbank verhandelt – das Vorhaben hat sich aber vor kurzem zerschlagen. Das bestätigt Privatbank-Großaktionär Günter Kerbler auf Anfrage.

Sollten die Italiener weiter an der Jobabbau-Schraube drehen, hoffen die Österreicher, verschont zu bleiben. In Wien geht man davon aus, Einsparungsvorgaben mit der natürlichen Fluktuation und "individuellen Lösungen" für Mitarbeiter auffangen zu können, wie kolportiert wird. Das Institut hat ja zuletzt tausende Jobs abgebaut, mittels Golden-Handshake-Programm "Bank Austria Reload". Detail am Rande: Die Personalchefin, die erst seit einem Jahr im Haus ist, wird selbiges Ende des Jahres wieder verlassen. (Renate Graber, 2.12.2019)