Van der Bellen will den Jüngsten der Gesellschaft keinen Bären aufbinden. Er bringt lieber einen mit.

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"Der Krieg gegen die Natur" muss beendet werden: UN-Generalsekretär António Guterres hat am Montagvormittag die Klimakonferenz in Madrid mit drastischen Worten eröffnet, um das Ausmaß der Krise deutlich zu machen und ein rasches Umsteuern einzufordern. Die Menschheit müsse zwischen dem Weg der "Hoffnung" und dem der "Kapitulation" beim Klimaschutz wählen. "Wollen wir wirklich als die Generation in Erinnerung bleiben, die den Kopf in den Sand steckte, die herumbummelte, während die Erde in Flammen stand?", fragte er.

Ähnliche Worte fand auch Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen – allerdings mit einem Kuscheleisbären in der Hand. Wie die Welt in 50 Jahren aussehe, sei eine "Entscheidung" und "nicht Schicksal". Und der Bär? Ein Geschenk für einen Sechsjährigen, verriet er den anwesenden Staats- und Regierungschefs. Dieser hatte bei einem Besuch in der Hofburg das Sterben der Eisbären beklagt.

Auch in der Zib2 bekräftigte Van der Bellen, dass in Sachen Klima 2020 "Nägel mit Köpfen" gemacht werden müssen, ansonsten sei "mit dem Schlimmsten" zu rechnen. Er appellierte gleichzeitig an alle, "nicht so pessimistisch" zu sein. Was die Koalitionsverhandlungen in Österreich angeht, vertraue er darauf, dass beiden aktuellen Verhandlern – also der ÖVP und den Grünen – bewusst sei, dass das Thema "keine Spielerei" sei.

Extremwetterereignisse

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Ein Zyklon in Mosambik verursachte nie dagewesenen Sturmschäden im Frühjahr.
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Vor Beginn der Klimakonferenz hatte bereits eine Reihe von Hilfsorganisationen Alarm geschlagen und unter anderem vor Millionen Flüchtlingen durch klimabedingte Katastrophen gewarnt. Laut der NGO Save the Children sind in diesem Jahr mindestens 1.200 Menschen durch ungewöhnlich häufige Extremwetterereignisse in Afrika ums Leben gekommen. "Die Klimakrise tötet Menschen, sie zwingt Familien zur Flucht und sie ruiniert die Chancen der Kinder auf eine Zukunft", betonte Regionaldirektor Ian Vale anlässlich des Uno-Klimagipfels.

Als wichtigste Aufgabe für die rund 200 Mitgliedsstaaten des Pariser Klimavertrags gilt die Fertigstellung eines Regelwerks zur Umsetzung des Klimaabkommens von Paris. Im Mittelpunkt steht vor allem ein noch weitgehend offener Punkt: Dabei geht es darum, inwieweit Klimaschutz-Anstrengungen in anderen Ländern auf die Bilanz des eigenen angerechnet werden können. Wird etwa ein Solarkraftwerk in Afrika errichtet, könnte Deutschland sich dies als eigene Klimaschutzleistung gutschreiben lassen.

CO2 einsparen

Offen ist aber, wie die CO2-Einsparungen ermittelt werden. Dafür müsste zum Beispiel klar sein, ob das afrikanische Land nicht ohnehin eine Solaranlage gebaut hätte oder ein Kohle- oder Gaskraftwerk. Hilfreich wäre für einen solchen Handel über Ländergrenzen hinweg ein gemeinsamer Preis pro eingesparte Tonne CO2. Und vor allem soll verhindert werden, dass das Land dies ebenfalls als eigenen Beitrag zum Klimaschutz verbucht, sodass es zu Doppelzählungen kommt.

Die neue EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kündigte zum Auftakt der Konferenz an, im März erstmals ein EU-Umweltgesetz vorzulegen. Damit solle der Handel mit Verschmutzungsrechten auf alle Sektoren ausgeweitet werden. Zurzeit sind nur die Energiewirtschaft und energieintensive Industriebetriebe erfasst. "CO2 muss einen Preis bekommen", sagte sie zur Begründung.

"World War Zero"

Keine aktive Rolle bei den Verhandlungen werden die USA einnehmen, die neben China als Hauptklimasünder gelten. Allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz hat US-Präsident Donald Trump wiederholt Zweifel am Klimawandel geäußert. Er lehnt deutliche Einschnitte bei Industrie-Abgasen ab, weil er negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaft befürchtet. Anfang November kündigte die Trump-Regierung das Pariser Klimaabkommen auf. Weil der Ausstieg noch nicht besiegelt ist, hat sie eine kleine Delegation entsandt. Indessen haben sich aber zahlreiche Politiker, Prominente und Militärs in den USA zu einem Bündnis gegen den Klimawandel zusammengeschlossen.

Die Erderwärmung sei eine "Frage der internationalen Sicherheit", begründete der ehemalige US-Außenminister und Initiator der Aktion, John Kerry, am Sonntag den Namen der Initiative "World War Zero". An der Seite des US-Demokraten stand Hollywoodstar Arnold Schwarzenegger, der frühere republikanische Gouverneur von Kalifornien. (red, APA, 2.12.2019)