Ist der November vorbei, ist Wien Modern vorbei. Wie das Finale mit dem von Leo Hussain geleiteten Symphonikern war? Divers. Mit Mark Andres über für Klarinette, Live-Elektronik und Orchester begann es filigran, quasi im Schwebezustand. Der Titel bezieht sich auf einen Satz aus dem Buch Moses, das Werk versucht, Zwischenräume zwischen dem segnenden Gott und dem Gesegneten nachzuzeichnen.

Jörg Widmann atmete in die Klarinette, dann Windgeräusche vom Orchester. Es folgten helle Tonfelder flirrender Art, kurze Erregungsherde, Bläserwolken über Ameisenkrabbeln. Ein grimmiges Finalfurioso, die Klarinette kurz in Panik. Dann leise Stimmen, Atmen, Aufsteigen, Verdunsten und Stillstand.

Zwischen Action und Rührstück

Verglichen mit Andres fein-präzisem Hörerlebnis wirkte Peter Eötvös‘ Multiversum für Konzertorgel, Hammondorgel und Orchester fast ein wenig old school und hollywoodartig überwältigungsfreudig: Nicht nur die Solisten (Iveta Apkalna und Lázló Fassang) zogen etliche Register. Das Werk, das sich Kosmischem widmet, war mal Actionspektakel, Gruselstreifen, Trickfilm, Kostümschinken und kurz Rührstück.

Und Peter Ablingers Wachstum, Massenmord für Orchester und Untertitel? Die Wortpaarung hätte Roger Hallam, dem Mitgründer von Extinction Rebellion, wohl gefallen. Der Komponist hat eine Frequenzanalyse einer gesprochenen Aufnahme der beiden Worte computerunterstützt in eine Orchesterpartitur transformiert. Eine repetitive Angelegenheit, da Worte oft wiederholt werden, eine Spielerei, ein bisschen Propaganda. Als Zugabe gepflegte Klatschgeräusche im Konzerthaus. (Stefan Ender, 3.12.2019)