Heinz-Christian Strache, Kämpfer gegen "Ungerechtigkeiten" im Glücksspielbereich.

Foto: APA/Punz

Während seiner Zeit als FPÖ-Chef war Heinz-Christian Strache auf so mancher Yacht unterwegs. 2017 besuchte er Milliardär René Benko an Bord, kurz bevor sich Strache mit der falschen Oligarchennichte auf Ibiza traf und damit seine Karriere torpedierte. Auf einer Yacht traf er auch Peter Zanoni, der als Glücksspielunternehmer Karriere gemacht hat. Die beiden sollen überlegt haben, wie Österreich in eine neue Ära des Pokerns segeln könnte. Denn Zanoni stand und steht vor einer düsteren Zukunft.

Dem Vernehmen nach will die Finanz von ihm über 600 Millionen Euro Steuern, außerdem ist der Betrieb von Pokerspielstätten ab 1. Jänner 2020 verboten. Das Kartenspiel darf dann nur mehr von den Casinos Austria angeboten werden.

Hier wollte Zanoni ansetzen: Er lobbyierte dafür, Pokern zu einer Sportart zu machen. Damit stieß er bei Strache auf offene Ohren, denn der Sportminister hätte die Einnahmen aus dem Poker für sein Ressort reklamieren können. Doch das Ibiza-Video kam dazwischen. Strache forderte jedoch laut Informationen von STANDARD und "Presse" hochrangige freiheitliche Kollegen auf, sich weiter um Zanoni zu kümmern.

Das ist auch deshalb interessant, weil nun die Mitarbeiter der Soko Tape bei ihren Ermittlungen in Zanonis Umfeld gelangt sind. Konkret stießen sie auf den Consulter S. M., der einst Geschäftspartner von Zanoni war. Dessen Mitarbeiterin war viele Jahre lang mit dem "Ibiza-Detektiv" J. H. liiert, der auch im Ibiza-Video als Begleiter der Oligarchennichte zu sehen ist. Deshalb hielten Ermittler dort Nachschau. "Belästigen Sie mich nicht", antwortet S. M. auf die Frage, warum er nun in den Ibiza-Ermittlungen auftaucht. Die Beziehung zwischen S. M. und Zanoni zerbrach 2013, angeblich wegen eines von S.M. geplanten Bordells.

Strache sah "Ungerechtigkeiten"

Weil in der Glücksspielbranche immer wieder dieselben Akteure auftauchen, ist es kein weiter Weg zur Novomatic: Die stellte für Zanonis Concord Casinos Spielautomaten bereit, bevor die Stadt Wien das kleine Glücksspiel ab 2014 für illegal erklärte. Wie "Profil" berichtete, plante die türkis-blaue Regierung, die Regulierung der Automaten zur Bundessache zu machen –was Novomatic und Zanoni gefreut hätte.

"Wenn Personen an mich herangetreten sind und Missstände aufgezeigt haben, habe ich mich stets dafür eingesetzt, dass diese Ungerechtigkeiten behoben werden", sagt Strache zu STANDARD und "Presse". Bezüglich des Streits um den Betrieb von Poker hätten sich "auch andere Parteien zu Recht für eine Reparatur des Gesetzes" eingesetzt. Und Zanoni? Der sagt laut "Presse", bei allen für Unterstützung geworben zu haben. Bei der FPÖ sei er auf offene Ohren gestoßen, nun will er die SPÖ überzeugt haben.

Strache pokert nun damit, von der FPÖ Wien ausgeschlossen zu werden, um als "Märtyrer" mit eigener Liste durchstarten zu können. Das Schiedsgericht der Wiener Landespartei soll seine Entscheidung "vor Weihnachten" fällen, heißt es aus der FPÖ Wien. Es sei "weisungsungebunden" und die "Dimension der Vorwürfe groß". FPÖ-Chef Norbert Hofer denkt hingegen, dass Strache in der FPÖ bis Ende dieser Woche Geschichte ist.

Deutscher Reporterpreis für die Ibiza-Aufdecker

Die Journalisten vom "Spiegel" und der "Süddeutschen Zeitung", die die Ibiza-Affäre aufgedeckt haben, wurden am Montag mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet. Sie hatten am 17. Mai das 2017 aufgenommene Lockvogel-Video mit Strache und Klubobmann Johann Gudenus veröffentlicht, das die türkis-blaue Regierung zum Platzen brachte und die Neuwahl auslöste. (fsc, red, 2.12.2019)