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Ein schwimmender Eisberg nahe Grönland.

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Waldbrände verwüsten den australischen Busch in New South Wales.

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Dürre in Südafrika.

Foto: Reuters/Mike Hutchings

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Verwüstung in der Karibik nach Hurrikan Dorian im September.

Foto: REUTERS/Marco Bello

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Greta Thunberg und ihr Vater sind im Hafen von Lissabon angekommen.

Foto: Reuters/RAFAEL MARCHANTE

Madrid – Die Durchschnittstemperatur der Jahre 2010 bis 2019 ist der Weltwetterorganisation (WMO) zufolge mit größter Wahrscheinlichkeit höher als je zuvor in einem Jahrzehnt seit Beginn der Messungen gewesen. 2019 dürfte das zweit- oder drittwärmste Jahr werden, berichtete die Organisation am Dienstag bei der UN-Weltklimakonferenz in Madrid in ihrem vorläufigen Klima-Statusreport.

Die durchschnittliche globale Temperatur lag 2019 demnach etwa 1,1 Grad über dem Niveau der vorindustriellen Zeit (1850–1900). Die Einschränkung "mit größter Wahrscheinlichkeit" ist nötig, weil das Jahr noch nicht zu Ende ist. Seit den 1980er-Jahren sei jedes Jahrzehnt wärmer gewesen als das jeweilige davor, hieß es von der WMO.

Treibhausgas-Konzentration nahm ebenfalls zu

Wie die Organisation bereits am 25. November berichtete, nahm die Konzentration klimaschädlicher Treibhausgase in der Atmosphäre weiter bedrohlich zu. Die CO2-Konzentration stieg binnen eines Jahres von 405,5 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) auf einen Rekordwert von 407,8 ppm. Die Durchschnittstemperatur der Ozeane sei ebenfalls auf einem Rekordwert, und die Ozeane seien um 26 Prozent saurer als zu Beginn der Industrialisierung. "Wenn wir nicht dringend etwas unternehmen, steuern wir auf einen Temperaturanstieg von mehr als drei Grad bis Ende des Jahrhunderts zu, mit immer schädlicheren Folgen für die Menschen", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

"Hitzewellen und Überschwemmungen, die früher einmal im Jahrhundert stattfanden, treten immer häufiger auf", erklärte Taalas weiter. "Von den Bahamas über Japan bis nach Mosambik – weltweit litten Länder an den Auswirkungen zerstörerischer tropischer Wirbelstürme, und Waldbrände wüteten in der Arktis und in Australien", sagte er.

Eisverlust

Zudem richteten 39 Wissenschafter – darunter auch zwei Österreicher – am Dienstag einen Appell an die Teilnehmer der 25. UN-Klimakonferenz in Madrid: Die momentane Geschwindigkeit des Abschmelzens von Gletschern und Eisflächen sei "beispiellos", die Auswirkungen auf die Wasserversorgung und den Meeresspiegel voraussichtlich groß. Seit 1960 hat der Temperaturanstieg dafür gesorgt, dass Gletscher weltweit insgesamt rund 9.000 Gigatonnen Eis verloren haben. Diese Eismasse würde ausreichen, um die Fläche von ganz Spanien unter einer 20 Meter dicken Eisschicht verschwinden zu lassen.

Damit hat allein der Eisverlust der Gletscher den Meeresspiegel schon jetzt um rund drei Zentimeter ansteigen lassen. Geht das Tauen unvermindert weiter, würden bis zum Jahr 2300 voraussichtlich nahezu alle Gletscher weltweit Geschichte sein. "Die Gletscherschmelze wird die Verfügbarkeit von Trinkwasser erheblich beeinflussen und das Risiko für regionale Umweltkatastrophen erhöhen", schreibt Zemp. Nicht zuletzt werde der Anstieg des Meeresspiegels Millionen von Menschen in Küstenregionen ihres Lebensraumes berauben.

Hitzestress

Der Klimawandel gefährde auch die menschliche Gesundheit. "Unter anderem wegen Hitzestress, Extremwetterereignissen und durch Moskitos übertragene Krankheiten, einschließlich Malaria", warnte die Weltgesundheitsorganisation am Dienstag.

196 Staaten und die EU verhandeln in den kommenden zwei Wochen in Madrid darüber, wie das Pariser Klimaabkommen verwirklicht und die Erderhitzung eingedämmt werden kann. Am Montag wurde der Klimagipfel von Uno-Generalsekretär António Guterres eröffnet. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen hielt eine Rede. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, das Gesicht der weltweiten Jugendproteste, ist am Dienstag nach ihrer Atlantiküberquerung im Hafen von Lissabon in Portugal ankommen und wurde dort von Dutzenden jubelnden Anhängern, einigen Trommlern sowie dem Lissaboner Bürgermeister Fernando Medina empfangen. Thunberg will zunächst ein paar Tage in der portugiesischen Hauptstadt bleiben und dann per Zug nach Madrid weiterreisen. Am Freitag will sie dort mit Schülern demonstrieren.

Eine Liste der Ergebnisse des WMO-Berichts:

  • Die Durchschnittstemperaturen für den Fünfjahreszeitraum 2015–2019 und den Zehnjahreszeitraum 2010–2019 sind mit ziemlicher Sicherheit die höchsten, die jemals gemessen wurden.
  • 2019 ist das zweit- oder drittwärmste Jahr aller Zeiten.
  • Das Meerwasser ist um 26 Prozent säurehaltiger als zu Beginn des Industriezeitalters und beeinträchtigt marine Ökosysteme.
  • Die Ausmaße des arktischen Meereises näherten sich im September und Oktober einem Rekordtief; die Antarktis verzeichnete in diesem Jahr sogar mehrere Male ein Rekordtief.
  • Der Klimawandel ist einer der Hauptgründe für den jüngsten Anstieg des globalen Hungers nach einem Jahrzehnt stetiger Rückgänge. 2018 litten mehr als 820 Millionen Menschen unter Hunger.
  • Wetterkatastrophen haben in diesem Jahr Millionen von Menschen vertrieben und die Niederschlagsmuster von Indien bis Nordrussland, in den USA sowie in vielen anderen Regionen stark beeinträchtigt.
  • Marine Hitzewellen, die das Leben unter Wasser zerstören, sind häufiger geworden.
  • Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre erreichte 2018 ein Rekordniveau von 407,8 ppm und stieg 2019 weiter an. Zum Auftakt des Klimagipfels am Montag hatte Uno-Generalsekretär Guterres gewarnt: Einst hätten 400 ppm als "undenkbarer" Wendepunkt gegolten. (red, Reuters, APA, 3.12.2019)