Die drei Podcast-Macher der Zeit in Schwarz: Florian Gasser, Lenz Jacobsen und Matthias Daum (von links) mit ihrem Gast bei der Live-Aufnahme in Lech am Arlberg, Claudia Gamon von den Neos.

Foto: APA/Florian Lechner

Lech am Arlberg – Der lockere Podcast-Tratsch "Servus. Grüezi. Hallo." zu den politischen sowie gesellschaftlichen Besonderheiten Österreichs, Deutschlands und der Schweiz erfreut sich seit nunmehr 90 Folgen großer Beliebtheit. Woche für Woche konferieren Matthias Daum, Büroleiter der Schweiz-Ausgabe der "Zeit" in Zürich, und Florian Gasser, Redakteur bei den Österreich-Seiten der Hamburger Wochenzeitung in Wien, mit ihrem Kollegen Lenz Jacobsen, Redakteur für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bei "Zeit Online" in Berlin. Der Schweizer und der Österreicher erklären dem Deutschen die alpine Welt – und umgekehrt.

Die Idee dazu entstand vor gut zwei Jahren, wie Matthias Daum erklärt: "Florian Gasser und ich sind Vieltelefonierer und stehen ständig in Kontakt. Irgendwann kam der Gedanke auf, unsere Gespräche journalistisch zu nutzen. Ein Podcast war naheliegend." Das Format kommt an, was die drei Macher anfangs selbst überrascht habe. Als nächsten Schritt probierte man 2019 vier Live-Aufnahmen des Podcasts vor Publikum. Zuletzt beim Europäischen Mediengipfel in Lech am Arlberg, wo die EU-Abgeordnete Claudia Gamon (Neos) in der Sendung zu Gast war.

Humor des Podcasts funktioniert gedruckt nicht

Aus diesem Erfolg entstand nun wiederum die Idee, den Podcast zum Printprodukt weiterzuentwickeln. Weil der in der Dreier-Conference gepflegte Humor aber in gedruckter Form nur schlecht funktioniere, hätten sie zusammen mit Patrik Schwarz, dem Länder-Chef des Wochenblattes, nach einem anderen Zugang gesucht: In dieser Alpen-Beilage konzentrieren sie sich auf Geschichten, die in allen drei Regionen interessieren. 2019 erschien das achtseitige Buch, das im süddeutschen Raum, in der Schweiz und in Österreich der Printausgabe der "Zeit" beigelegt wurde, dreimal. Ab 2020 wird "Zeit Alpen" vierteljährlich erscheinen.

Für Daum ist es ein Bestellen neuer Felder: "Der DACH-Raum existiert publizistisch bislang nicht. Dabei ist das nicht nur ein Kulturraum, sondern es gibt auch sehr starke wirtschaftliche, politische und geografische Bezüge zueinander." Die neue Alpen-Beilage solle aber keinesfalls die Regionalbüros ersetzen, die sich auf ihre jeweilige Länder konzentrieren. "Es braucht die nationale publizistische Basis. Von ihr ausgehend können wir uns den transnationalen Themen zuwenden", sagt der Schweizer.

"Die Nische ist etwas sehr Positives"

Der Hamburger Zugang zur Bearbeitung des DACH-Raumes unterscheidet sich von anderen großen Blättern, wie der "Süddeutschen" oder der "Neuen Zürcher Zeitung". Während diese auf das klassische Korrespondenten-Modell setzen, baut man bei der "Zeit" auf Strukturen vor Ort und versteht die Region als eigenen Nischenmarkt. "Eine Nische ist etwas sehr Positives. Sie ermöglicht es uns, im Kleinen unsere Ideen schnell auszuprobieren und wenn wir damit Erfolg haben, wie im Fall des Podcasts, in die Vollen zu gehen, um das Produkt weiterzuentwickeln", erklärt Daum den Zugang. (Steffen Arora, 5.12.2019)