Bio ist nicht automatisch gesünder. Das zeigt der Goldene Windbeutel, der diesmal an die Tomatensauce von Zwergenwiese geht.

Foto: Foodwatch

Keiner lässt sich gerne belügen. Trotzdem passiert es täglich, besonders der Supermarkt dürfte ein Ort der Unwahrheit sein. Das sagt zumindest die Konsumentenschutzorganisation Foodwatch, die jedes Jahr den Goldenen Windbeutel für die dreisteste Werbelüge vergibt.

Heuer wurden insgesamt knapp 70.000 Stimmen abgegeben. Die Wahl fiel eindeutig aus. Ganz klar auf dem ersten Platz landete die "Kinder-Tomatensauce" des Biopioniers Zwergenwiese. Das Produkt erweckt den Eindruck, dass es kindgerecht ist, obwohl es mit 20 Gramm Zucker fast doppelt so viel Süße enthält wie eine herkömmliche Tomatensauce, kritisiert Foodwatch. Insgesamt entfielen 36.721 Stimmen auf dieses Produkt, das entspricht 53 Prozent der gültigen Stimmen. Am Dienstag überreichte die Non-Profit-Organisation die Auszeichnung in Silberstedt in Schleswig-Holstein, dem Firmensitz von Zwergenwiese.

Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge sollten für Kindermarketing nur (Tomaten-)Saucen ohne Zuckerzusatz beworben werden. Das Unternehmen verteidigte sich nach der Nominierung zum Goldenen Windbeutel Anfang November: "Dieser Zucker ist kein zugesetzter Kristallzucker. Wir setzen nur acht Prozent Apfeldicksaft ein", teilte die Firma mit, die mittlerweile zu Rapunzel-Naturkost gehört. "Dass ausgerechnet ein Biopionier das Vertrauen der Eltern ausnutzt und sich mit hanebüchenen Argumenten aus der Affäre ziehen will, finden wir inakzeptabel", sagt Manuel Wiemann von Foodwatch.

Gesundheitsversprechen und Downsizing

Rang zwei ging an Yakult, ein Getränk auf der Basis von Wasser, Magermilch, Zucker und einem speziellen Stamm von Milchsäurebakterien. Insgesamt fanden 18.036 Konsumentinnen und Konsumenten (26 Prozent) die Gesundheitsversprechen des Unternehmens als besonders unglaubwürdig. Bei diesem Produkt kritisiert die Organisation, dass die beworbenen "positiven Effekte auf die Darmgesundheit" nicht wissenschaftlich belegt sind, sondern auf Pseudowissenschaft beruhen.

Platz drei holte sich der "100 Prozent Bio Direktsaft Karotte" von Hipp mit 5.133 Stimmen (sieben Prozent). Hier kritisierten die Konsumentenschützer die versteckte Preiserhöhung durch Downsizing. Das heißt, der Preis des Produkts bleibt gleich, aber die Füllmenge wird gezielt verringert. "Hipp verkauft seinen Karottensaft für Babys statt in einer 500-Milliliter-Flasche jetzt in einer kleineren Flasche mit 330 Millilitern – und erhöht dabei den Preis um satte 95 Prozent auf 4,50 Euro je Liter", so Foodwatch.

Auf dem vierten Rang landeten die Wasabi-Erdnüsse von Rewe mit 4.635 Stimmen (6,7 Prozent). Der Lebensmittelkonzern bewerbe sein Produkt zwar mit dem japanischen Gewürz, tatsächlich seien aber nur 0,003 Prozent Wasabi enthalten. Mit 4.477 Stimmen (6,5 Prozent) knapp dahinter lag der "Corny Protein Lower Carb"-Riegel, der zwar als "gesundes Produkt für Sportler" beworben werde, aber eine Menge Zucker, Fett und Kohlenhydrate enthalte. (red, 3.12.2019)