Nach anfänglichen Verzögerungen hob am 22. Juli dieses Jahres die erste indische Mondlandemission Chandrayaan-2 (Sanskrit für "Mondfahrzeug") zum Erdtrabanten ab. Die technischen Schwierigkeiten, die unter anderem auf ein Leck an der Trägerrakete GSLV-MkIII zurückgingen, deuteten bereits an, dass die Mission unter keinem guten Stern stehen sollte. Der Plan sah vor, dass Chandrayaan-2 nach einer rund vierwöchigen Reise in einen Mondorbit einschwenkt und nach weiteren zwei Wochen das Landemodul Vikram abwirft, das am lunaren Südpol aufsetzen sollte.

Das Landefahrzeug Vikram auf dem Weg zur Mondoberfläche.
Illustr.: APA/AFP/ISRO

Zumindest die Ankunft in der Mondumlaufbahn klappte am 20. August wie vorgesehen – für die Landung auf dem Erdtrabanten galt dies jedoch nicht: Zunächst schien bei dem heiklen Manöver am 7. September noch alles planmäßig zu verlaufen, dann aber verlor die indische Weltraumbehörde ISRO den Kontakt zu Vikram. Einen Tag später konnte der Lander zwar in der Nähe des Mond-Südpols lokalisiert werden, doch eine Verbindung zu ihm blieb der ISRO weiterhin versagt. Wie es tatsächlich um die Sonde stand, war daher bisher weitgehend ein Rätsel.

Trümmerfeld

Nun aber hat die US-Weltraumbehörde Nasa Bilder von den Überresten des Landemoduls präsentiert, die erstmals erkennen lassen, dass Vikram beim Landeversuch offensichtlich zerschellt ist. Die am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Aufnahmen des Lunar Reconnaissance Orbiters (LRO) zeigen eine großräumige Verteilung der Trümmer auf einer flachen Ebene rund 600 Kilometer vom Südpol entfernt.

Die Impaktregion von Vikram im Süden des Mondes. Blaue Punkte zeigen aufgewühlten Regolith, vermutlich verursacht von kleinen Trümmerstücken. Die grünen Punkte zeigen größere Wrackteile.
Foto: NASA/Goddard/Arizona State University
Der Einschlagort aus der Nähe (Bildmitte).
Foto: NASA/Goddard/Arizona State University

Vierte Mondlandenation

Indien wollte mit dem Prestigeprojekt Chandrayaan-2 die vierte Mondlandenation der Welt werden, nach den USA, Russland und China. Regierungschef Narendra Modi kündigte an, dass seinem Land trotz des Rückschlags bis 2022 bemannte Raummissionen gelingen sollen: "Wir werden unsere Reise fortsetzen", sagte Modi nach dem Scheitern der Mission.

Indien entwickelte nahezu alle Komponenten der Chandrayaan-2-Mission selbst. Die Kosten dafür waren mit umgerechnet rund 126 Millionen Euro im Vergleich zu anderen Mondprogrammen niedrig. Ziel von Chandrayaan-2 war die kartografische Erfassung der Mondoberfläche und die Erforschung ihrer Zusammensetzung sowie die Suche nach Wasser. Bei Indiens erster Mondmission im Jahr 2008 hatte die Sonde Chandrayaan-1 den Erdtrabanten lediglich umkreist, war aber nicht gelandet. (red, 3.12.2019)