Bernd Wiesberger ist für wenige Wochen auf Heimaturlaub, wird Weihnachtsgeschenke einkaufen und Skifahren gehen.

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Im neuen Jahr will der Burgenländer an seine fulminanten Leistungen anschließen

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Bernd Wiesberger war geschlaucht beim Pressetermin am Wienerberg. Die letzten Tage "genoss" er seine jüngsten Erfolge mit Tee auf der Couch, einer Magen-Darm-Erkrankung sei Dank. Das Saisonfinish für Österreichs Golfstar mit dem knappen Verpassen des European-Tour-Gesamtsiegs in Dubai war anstrengend. Die Pause ist aber nur kurz, Mitte Dezember geht es schon wieder mit der Vorbereitung auf die neue Saison los. "Wenn ich mein bestes Golf liefere, dann kann ich jedes Turnier gewinnen", sagt Wiesberger, der 2019 ein wundersames Comeback nach einer Handgelenksverletzung feierte und drei Turniere gewann.

Bei der Wahl zu Österreichs Sportler des Jahres wurde Wiesberger Vierter, hinter dem Leichtathleten Lukas Weißhaidinger, Dominic Thiem und Marcel Hirscher. Fühlt er sich wertgeschätzt dafür, dass er einer der besten Golfer der Welt ist? "Ich denke schon. Das ist ein erlauchter Kreis, wir haben großartige Sportler in diesem Land. Ich stelle mich da stolz dazu. Wenn es irgendwann zum Sieg reicht, freue ich mich. Wobei, jetzt hat der Marcel Hirscher mit dem Motorradfahren angefangen."

Balance aus Können und Geduld

Wiesberger rangiert auf Platz 21 in der Golf-Weltrangliste, spielt die größten Turniere der Welt. Am 16. Jänner geht es los in Abu Dhabi (Dotation sieben Millionen Dollar). Es folgen Dubai, Saudi-Arabien, das erste der vier hochdotierten WGC-Turniere in Mexiko (10,5 Millionen), ein Abstecher auf die US-PGA-Tour zum Players Championship in Ponte Vedra Beach (12,5 Millionen) und schließlich das Masters (11,5 Millionen) ab 9. April in Augusta.

Nach dem fulminanten Finish will der 34-Jährige sein Pensum an Turnieren zurückfahren, das heißt, statt 29 oder 30 Turnieren nur mehr 24 oder 25 spielen, "damit ich frischer bin. Zwei bis drei Turniere in Serie, dann Pause. Das ist der beste Rhythmus." Liegt die Konstanz im Handgelenk oder im Kopf? "Es ist eine Kombination aus beidem. Du brauchst eine Balance aus Können und Geduld. Die Entspanntheit hat sich bei mir am Golfplatz ausgebreitet."

Womit Wiesberger aufgewachsen ist

Wiesberger reist quasi das ganze Jahr durch die Weltgeschichte, der Jetlag macht ihm nur bedingt zu schaffen. Der Burgenländer fliegt Businessclass, verspürt kaum Leistungsabfälle. "Wenn es hell ist, bin ich wach, wenn es dunkel wird, kann ich schlafen." Wiesberger ist wie fast alle guten Golfspieler kein großes Muskelpaket, trainiert gezielt, was er braucht. "Das Auftrainieren hat manchen Spielern auf der Tour nicht gutgetan. Ich weiß, was ich machen muss, damit ich so eine lange Saison durchhalte."

Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio sind für Wiesberger nicht vorrangig, zudem gibt es durch Matthias Schwab und Sepp Straka interne Konkurrenz. Stichtag für die Qualifikation durch die Weltrangliste ist erst der 23. Juni, zwei Golfer pro Nation dürfen starten. Was für Wiesberger höhere Wertigkeit hat? "Ein Sieg bei einem Major ist für mich etwas Größeres als ein Erfolg bei Olympischen Spielen. Es gibt Sportarten, die sind eng mit Olympia verbunden. Dazu zählt Golf nicht. Ich bin aufgewachsen, da war Golf noch nicht olympisch. Dafür habe ich erlebt, wie Tiger Woods in Augusta gewonnen hat."

Wiesberger hat mit Platz drei beim Tour-Finale in Dubai 630.000 Euro verdient, übertraf mit fast vier Millionen Euro Preisgeld im Jahr 2019 auch seine bisherige Bestmarke (2,26 Millionen Euro 2016). Insgesamt hat Wiesberger mehr als 14 Millionen Euro brutto in seiner Karriere an Preisgeldern verdient. Ein bisserl etwas davon steckt er in sein Haus in Bad Tatzmannsdorf, manchmal geht er nach guten Turnieren auch exzessiv Shoppen. "Das war's aber auch schon." (Florian Vetter, 3.12.2019)