Wien – Die Flüge nach Ibiza sind gebucht. Am 15. Dezember checkt ATV in der berühmten Finca ein und wirft Rückblicke auf ein ereignisreiches Jahr. Zwar wird Politjahr 2019 – Ibiza-Edition die Republik ziemlich sicher nicht im selben Ausmaß erschüttern wie Ibiza-Gate im Mai. Für ATV-Chef Thomas Gruber ist die Sendung trotzdem ein Coup: "Ich war von Anfang an begeistert."

Die Finca war frei

Die Idee, den Jahresrückblick des Privatsenders nach Ibiza zu verlegen, sei während eines Spaziergangs entstanden, erzählt Gruber: Chefredakteur Georg Grabner und Moderator Meinrad Knapp seien ein paar Runden ums Haus gegangen und hätten "herumgesponnen". Danach ging es zack, zack, zack: Die Finca war frei, Drehgenehmigungen wurden eingeholt. Knapp moderiert mit Jenny Laimer und lädt Gäste ein.

Jenny Laimer und Meinrad Knapp blicken in der Ibiza-Villa zurück aufs Politjahr 2019.

Gruber kann sich zurücklehnen: Es läuft gerade gut für ATV. Am 31. Dezember ist der Privatsender nach dem Verkauf durch den Vorbesitzer Herbert Kloiber genau 1000 Tage Teil der ProSiebenSat1Puls4-Gruppe. Die Zahlen stimmen, sagt Gruber: Der Marktanteil 2019 liegt bisher bei 3,5 Prozent, in der jüngeren Zielgruppe bei 4,8 Prozent. Der November brachte dank Bauer sucht Frau gar 5,4 Prozent Marktanteil bei den Zuschauern zwischen zwölf und 49.

Arabella Kiesbauers "Bauer sucht Frau" hat beim jungen Publikum Kultstatus erreicht. 2020 kommt die 17. Staffel.
Foto: ATV

Arabella Kiesbauers Kuppelshow hat unter Jüngeren so etwas wie Kultstatus erreicht. 26,5 Prozent Marktanteil schaffte die 16. Staffel beim Publikum zwischen zwölf und 29 Jahren. Für Gruber ist der Plafond nicht erreicht: "Das Thema Land, Liebe und Dating kommt extrem gut bei den Jungen an." 2020 wird fortgekuppelt, und mit Sonntag künftig auch ein vierter Wochentag mit Eigenproduktionen bespielt.

Amore unter Palmen

Die Programmpläne des Senders vertiefen den eingeschlagenen Weg: Neu kommen etwa Amore unter Palmen, Die Polizei-Schüler, Die Dauercamper und Securitys – Vom Reinschütten und Rauswerfen. Ein Wiedersehen gibt es mit Teenager werden Mütter, Tinderreisen und – laut Sender "auf vielfachen Wunsch" – mit den verhaltensauffälligen Anbandlern aus Das Geschäft mit der Liebe. Für volkstümlich gute Laune sorgt Marc Pircher gleich mehrfach, etwa am 29. Dezember mit Heut Pirchert’s in der Hüttn.

Marc Pircher "pirchert" in der Hüttn.
Foto: ATV

Das Image des Schmuddelsenders will er dennoch hinter sich lassen: "Ich arbeite noch immer daran, davon wegzukommen. ATV steht für Österreich, wir bewegen uns auf Augenhöhe mit den österreichischen Zuschauern und geben das Lebensgefühl weiter."

Chancen für die Nische

Ebenfalls rund läuft es für die kleinere Senderschwester. ATV 2 kam mit Filmen und Serien im November erstmals auf 1,5 Prozent beim jüngeren Publikum, so stark wie nie seit Senderstart 2012. Das alles vor dem Hintergrund eines angeblich sterbenden Mediums.

An den bevorstehenden Tod des linearen Fernsehens hat Gruber ohnehin nie geglaubt: "Speziell die kleineren Sender haben in der Nische gute Chancen. Wir spielen auf ATV 2 nicht die neuesten Blockbuster, dafür haben wir Filmpremieren, die ein kleineres Publikum ansprechen. Das funktioniert." ATV 2 sei klarer als Serien- und Fictionsender positioniert: "Wir sind nicht mehr der Abspielsender von ATV-Eigenproduktionen. Das fruchtet beim Publikum."

"Auf vielfachen Wunsch" kommt "Das Geschäft mit der Liebe" zurück.
Foto: ATV

Die Lust auf Programm nach Schema gebe es weiterhin: "Das ist ein Vorteil des linearen Fernsehens", sagt Gruber: "Die Zuschauer wissen im besten Fall, welches Programm sie wann serviert bekommen."

ATV übernahm er 2017 in schwierigen Zeiten. Zwölf Millionen Euro Verlust schrieb der Sender damals. Aktuelle Zahlen gibt er nicht bekannt: "Wir sind über Plan." Dass Google den Werbemarkt ruiniert, wie zuletzt Puls-4-Chefin Stefanie Groiss-Horowitz beklagte, will Gruber nicht bestätigen: "Die Reichweiten spiegeln sich in den Werbebuchungen."

ATV-Chef Thomas Gruber ist optimistisch, dass ATV auch 2030 noch "Bauer sucht Frau" im Programm hat.
Foto: ATV

Gruber ist optimistisch, dass ATV 2030 trotz digitalen Wandels linear ausstrahlt – inklusive Bauer sucht Frau. "Weil es 2030 noch Bauern in Österreich geben wird." Zeitversetztes Fernsehen werde elementarer, glaubt auch Bauer, dem stelle sich der Sender. ATV wird als Bewegtbild mobil ausgespielt, etwa auf der hauseigenen Streaming-App Zappn, ab 2020 Joyn-Zapn. "Sender werden mit Inhalten punkten, die Streamingplattformen nicht haben. Das sind lokale Inhalte." ATV sieht er dafür gut aufgestellt. (Doris Priesching, 4.12.2019)

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