Sie wollen das Feld nicht länger den Populisten überlassen, die "jahrelang bloß Lügen und Hass ausgeschüttet" haben – so steht es im Manifest der in Italien vor knapp drei Wochen ziemlich spontan gegründeten Protestbewegung "6000 sardine".

Was am 14. November mit einem aufsehenerregenden Flashmob in Bologna begonnen hat, setzte sich seitdem fast im Tagesrhythmus in ganz Italien fort. Dadurch ermutigt, wollen sich nun auch Menschen in ganz Europa und in den USA auf den Plätzen ihrer Städte versammeln und dicht an dicht – wie ein Sardinenschwarm – gegen Rassismus und Nationalismus und für Solidarität protestieren.

Vor knapp drei Wochen gründete sich in Italien die Protestbewegung "6000 sardine".
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Und die Politik? Die schaut zu – in Italien ebenso wie anderswo. Während rechtspopulistische Parteien wie Matteo Salvinis Lega straff durchorganisiert sind und ihre Botschaft kaltschnäuzig und scheinbar mühelos verbreiten, scheinen deren gemäßigtere, liberalere Konkurrenten in Schockstarre zu verharren und zu hoffen, dass diese Sache mit dem Rechtspopulismus irgendwie von selbst vergeht.

Das wird nicht geschehen: Diese Politiker und Parteien sind gekommen, um zu bleiben. Bewegungen wie den 6000 Sardinen mag man Naivität vorwerfen, doch immerhin scheinen nun Tausende, Zehntausende, Hunderttausende aufgewacht zu sein, um etwas zu tun – und sei es bloß, auf die Straße zu gehen und zu zeigen, dass es auch ein anderes Italien gibt. Immerhin ein Anfang. (Gianluca Wallisch, 3.12.2019)