Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Bekanntlich der Vater mit seinem Kind. Zumindest wenn es nach Johann Wolfgang von Goethe geht. Würde der Dichter im 21. Jahrhundert leben, böte sich ein asiatischer Weiterzieher des "Erlkönigs" an. Denn der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un hat sich vor einem wichtigen Parteitreffen hoch zu Ross auf dem höchsten Berg des Landes ablichten lassen. Nicht zum ersten Mal, aber vermutlich ohne Hintergedanken an die Weimarer Klassik.

Zusammen mit kommandierenden Offizieren sei Kim "auf einem edlen Ross über das weite Gebiet des Paektu-Bergzugs geritten", berichteten die staatlichen Medien des abgeschotteten Landes am Mittwoch. Es war das zweite Mal binnen zweier Monate, dass Fotos vom reitenden Kim auf dem schneebedeckten Paektu an der Grenze zu China veröffentlicht wurden.

Wichtige Entscheidung

Dort habe er sich "revolutionäre Schlachtfelder" angesehen, hieß es. Auf einem der dazu veröffentlichten Bilder war neben dem reitenden Kim auch seine Frau Ri Sol-ju auf dem Rücken eines Schimmels zu sehen. Wann genau die Aufnahmen entstanden, war unklar. Oft reist Kim vor wichtigen Entscheidungen zum Paektu, der in Nordkorea auch als Symbol der Herrscherfamilie gilt. Zuletzt waren in dem Rahmen im Oktober Bilder vom reitenden Kim entstanden.

In Südkorea wurde spekuliert, dass dabei mit Blick auf die stockenden Verhandlungen mit den USA über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm auch eine Kursänderung besprochen werden könnte. Nordkorea hat die US-Regierung mehrfach aufgefordert, vor Jahresende neue Vorschläge zu machen. Am Dienstag stieß die Führung in Pjöngjang verdeckte Warnungen aus. Das Außenministerium erklärte, dass es den USA überlassen sei, "zu wählen, welches Weihnachtsgeschenk sie erhalten".

Kritik von Reporter ohne Grenzen

Von Reporter ohne Grenzen kommt immer wieder scharfe Kritik an derartigen Inszenierungen von Politikern. Auf Twitter spricht sich die Organisation unabhängigen Journalismus aus und unterstreicht anhand eines Videos, wie Nachrichten ohne selbigen aussehen würden.

Die Bilder

Wirklich schöne Pferde auf dem höchsten Berg in Nordkorea.
Foto: APA/AFP/KCNA VIA KNS/STR
Hier auch.
Foto: APA/AFP/KCNA VIA KNS/STR
Immer noch der höchste Berg Nordkoreas, dieses Mal ohne Pferde. Aber immer noch mit Kim Jong-un.
Foto: APA/AFP/KCNA VIA KNS/STR
Bäume im Gebiet des höchsten Bergs Nordkoreas.
Foto: APA/AFP/KCNA VIA KNS/STR

(APA, red, 4.12.2019)