Im November hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan damit gedroht, vermehrt mutmaßliche IS-Anhänger nach Europa zu schicken.

AP/Burhan Ozbilici

Istanbul/Celle/Wien – Die Türkei hat nach eigenen Angaben in rund drei Wochen 59 Menschen mit mutmaßlichen Verbindungen zu Terrororganisationen in ihre Heimatländer abgeschoben. Davon seien 26 amerikanische und europäische Staatsbürger, sagte der Sprecher des Innenministeriums Ismail Catakli am Mittwoch in Ankara.

Catakli bezeichnete die Menschen als "ausländische Terroristenkämpfer", nannte aber keine Details zu den Vorwürfen. In den vergangenen Wochen hat die Türkei mehrere Menschen mit mutmaßlichen Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auch nach Deutschland abgeschoben. Abschiebungen nach Österreich hat es bis jetzt noch keine gegeben, teilte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Guschelbauer, am Mittwoch auf Anfrage mit.

Die Angaben der Türkei sind mit Vorsicht zu genießen, da offensichtlich auch die Anzahl der Kinder, die in Begleitung ihrer Familie abgeschoben werden, mit in die Statistik einfließt. Erst am Dienstagabend war eine mutmaßliche IS-Unterstützerin mit vier Kindern aus der Türkei in Frankfurt angekommen. Die Türkei sprach von fünf deutschen "ausländischen Terroristenkämpfern", die am Dienstagabend abgeschoben worden seien.

Weitere Abschiebungen angekündigt

Catakli kündigte an, dass zwölf weitere mutmaßliche Terroristen bald abgeschoben würden, ihre Nationalität nannte er nicht. "Dieser Prozess wird entschlossen fortgesetzt, jeder wird in sein Land zurückkehren", sagte Catakli. "Die Türkei ist weder ein Freiluftgefängnis noch ein Hotel", sagte er. Im November hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan damit gedroht, vermehrt mutmaßliche IS-Anhänger nach Europa zu schicken.

Die Generalstaatsanwaltschaft im niedersächsischen Celle teilte indes mit, dass die am Dienstagabend in Frankfurt angekommene 30-jährige Deutsch-Syrerin einem sogenannten "Schwesternnetzwerk" angehört habe. Unter einem "Schwesternnetzwerk" wird ein Netzwerk radikalisierter Frauen verstanden, die weitere Frauen für den IS gewinnen und in die Aktivitäten eingliedern.

Die Frau soll 2014 aus Niedersachsen nach Syrien gereist sein. Von dort soll sie die Ausreise mehrerer Frauen aus Deutschland in das IS-Gebiet organisiert und dort die Heirat mit IS-Kämpfern vermittelt haben. Geplant ist, dass sie im Laufe des Mittwochs dem Ermittlungsrichter des Oberlandesgerichts Celle vorgeführt wird, der entscheidet, ob sie in Untersuchungshaft kommt. Ihre vier Kinder wurden von Mitarbeitern des Jugendamtes in Obhut genommen. (APA, dpa, 4.12.2019)