Straße nach Sölden gesperrt, dann endlich frei. Auf dem Rettenbachferner vier Meter hohe Schneeverwehungen. Zufahrt nur im Konvoi im Gefolge des Lawinenschutzes. Die Dänen scheitern an der ersten Kurve, ein Italo-Kollege an einer letzten (rutscht mit dem 8er in einen anderen BMW) – menschliche Fehler beidenfalls. Dazwischen vertraut machen mit X6 und 8er Gran Coupé und damit, wie man mit denen optimal durch die kalte Jahreszeit kommt.

So weit das Telegramm zum Winterfahrtraining 2019 – BMW richtet das seit langem in Sölden und oben bei der Gletscher-Arena aus. Nun mit etwas mehr Fleisch: Zwei Zwecke werden damit verfolgt – Kennenlernen neuer weißblauer Gerätschaft, Steigerung der Sicherheit im Umgang mit selbiger. Und egal mit welchem Auto auch immer: So etwas sollte jede/jeder sich ab und an im eigenen Interesse gönnen, es beugt solide dem um sich greifenden, eigen- und fremdgefährdenden "wapploiden Fahrnichtkönnen", wie ein Kenner sich ausdrückte, vor.

Die dritte Generation des X6 kommt dank Allrad gut mit Schnee und Eis zurecht.
Foto: BMW

Flachmann und Hochbau

Und so tanzten wir denn, nachdem sich der Dänen-Stau nach deren Kettenanlegen aufgelöst hatte und wir oben angekommen waren, den Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schneewalzer. Auf jenen unterschiedlichen Parcours, die Flachmann (8er Gran Coupé / GC) und Hochbau (X6) nahelegten.

Beginnen wir mit dem GC. Erst einmal zirkeln durch den Pylonenslalom. Der Instruktor empfiehlt, es gleich mit und ohne Schneekettenprogramm zu probieren. Dazu muss man wissen: Im Normalfall sorgt die Allradlenkung für zusätzliche Agilität. Legt man jedoch Schneeketten an oder aktiviert lediglich die entsprechende Funktion, stehen die Hinterräder habt acht in den Kästen. Vergrößert die Kurvenradien, bringt aber zusätzliche Sicherheit bei winterlichem Untergrund.

Schluss mit Gegenlenken

Nach dem Slalom dann ein paar Driftrunden mit teilweise und dann komplett deaktivierter Stabilitätskontrolle, immer schön mit Gasstoß dosieren – und nix mehr gegenlenken, weil: Der 8er hat den phänomenalen Allradantrieb von ZF an Bord, mit aktiver Momentenverteilung auf den kurvenäußeren Rädern und aktiver Sperre im Hinterachsgetriebe.

Und schon steht der Wechsel auf den X6 an, kleine Boxenstopp-Pause für Damen und Herren, weiter geht’s. Der X6 zählt zur Hochbaufraktion, man kann ihn getrost auf tiefverschneite Serpentinenstraßen loslassen, wiederum mit (da regeln die Systeme rüde runter) und teilweise oder ganz ohne (unterschiedliche Driftstufen) DSC. Zieht man bergab die elektronische Handbremse an, stuckert der X6 bis zum Stillstand. Man sollte aber darauf achten, dass dabei nicht die Notruffunktion abgesetzt wird – taucht der Hinweis auf, deaktivieren. Im Ernstfall aber nicht, da ist dies Teil eines ausgetüftelten Sicherheitsnetzes.

Aber auch das 8er Gran Coupé muss sich, ebenfalls dank Allrad, nicht vor schwierigen Witterungsverhältnissen verstecken.
Foto: BMW

Beinahe geschenkt

Und damit runter vom Schnee, vom Eis, rasch noch ein paar Worte zu den beiden Hauptakteuren. Statt "zwoa Brettl, a gführiger Schnee, juchhe!" heißt es beim 8er Gran Coupé: "vier Türen, ka üblicher Schmäh". Denn diese Viertürer mit Coupé-Silhouette sind immer noch eine Seltenheit, sie zählen aber fast allesamt zu den erfreulichsten Beiträgen zur angewandten Alltagsästhetik.

Mit 5,08 m Länge überragt das Grand Coupé das zweitürige um 23 cm, fahrdynamisch matcht es sich vor allem mit dem Porsche Panamera, die Dieselversion (320 PS) kostet ab 108.800 Euro, die ottomotorische (530 PS) ab 143.250. Hauptabsatzmärkte? USA und China, wobei sich das GC weltweit so gut verkaufen soll wie Coupé und Cabrio zusammen.

X6: Die dritte Generation des in unseren Breiten offen provozierenden, an der Verkaufsfront aber enorm erfolgreichen SUV-Coupé-Segment-Begründers ist länger (+26 mm, jetzt 4,94 m) und flacher (–6 mm, jetzt 1,70 m) als bisher. Je zwei Diesel (265, 400 PS) und Benziner (340, 530 PS) decken eine Preispalette von 84.250 bis 120.850 Euro ab. Beinahe geschenkt. (Andreas Stockinger, 5.12.2019)