Katharina Coponys Film verschiebt mit Nachdruck die Perspektiven.

Foto: Hauer

Es beginnt mit Schritten. Während die Füße kleiner Mädchen spielerisch den Rissen im Straßenbeton folgen, kümmern sich die im Gleichschritt marschierenden Soldatenschuhe gar nicht um die in der Fantasie der Kinder entstandenen Markierungen.

Regisseurin Katharina Copony hat nach über 30 Jahren den Schritt zurück an einen wichtigen Ort gemacht: In der Schlosskaserne in Straß hat ihre Großmutter Ende der 1950er 20 Jahre lang die Kantine geleitet. Ihre Mutter ist dort groß geworden, auch Copony selbst hat die ersten Jahre ihrer Kindheit hier verbracht. In ihrem Film In der Kaserne will sie der Geschichte dieser drei Frauengenerationen nachspüren, die zwischen Familienleben und Militäralltag ihren Platz finden mussten.

Freiheit und Disziplin

Original ist hier nur der Ort. Copony verwendet keine Familienfotos, sie selbst und ihre Mutter kommen durch den Text zu Wort. Gesprochen werden die Erinnerungen von Schauspielerinnen (Ursula Scribano, Liese Lyon). Kinderdarstellerinnen bewegen sich spielerisch durch die Kaserne, im Kontrast dazu wird das heutige Leben der Soldaten gezeigt. Zwischen Freiheit und Disziplin changieren auch die Erfahrungen von Copony und ihrer Mutter. Während die Regisseurin positiv auf ihre Großeltern und der Zeit im Schloss zurück blickt und die Vorzüge einer Enkelin genießt, macht ihre Mutter die Erfahrung ständiger Kontrolle und einer Pubertät unter Männern.

Somit scheinen die Reenactments der Mädchen das Gefühlsleben von Copony darzustellen, während die Stimmen die Gedanken ihrer Mutter formulieren. Zwischen Text und Bild bleibt deshalb noch genügend Platz: Man muss sich selbst ein Bild machen. Ein spannendes Familienporträt. (Katharina Stöger, 4.12.2019))