Die Stolpersteine im Salzburger Stadtteil Leopoldskron-Moos erinnern an einige NS-Opfer, die im "Zigeunerlager" Maxglan interniert waren.

Foto: Stolpersteine Salzburg

Trotz der Kritik ist am Donnerstag im Salzburger Kulturausschuss die Verlängerung des Ehrengrabes für den Komponisten des "Rainermarsches", Hans Schmid, beschlossen worden. ÖVP, SPÖ und FPÖ stimmten im Kulturausschuss dafür, obwohl die historische Aufarbeitung der Stadt Salzburg zeigt, dass der Komponist der inoffiziellen Landeshymne bereits vor 1938 NSDAP-Mitglied war.

Im Zuge der Berichterstattung über das Ehrengrab wandte sich eine Angehörige einer Sinti-Familie, die 1943 im "Zigeunerlager" Maxglan interniert war, an die Öffentlichkeit. Ein großer Teil der Familie wurde nach Auflösung des Lagers nach Auschwitz deportiert und ermordet. Eine Angehörige der Familie wurde von NS-Propagandistin Leni Riefenstahl für Filmprojekte als Komparsin missbraucht. Nach Kriegsende kaufte die Mutter der Frau, nachdem sie ihre Haftentschädigung erhalten hatte, für die getöteten Familienmitglieder eine Grabstelle auf dem Salzburger Kommunalfriedhof. Die in Wien lebende Frau sorgt sich, dass ihre Verwandten die Grabstätte auf Dauer nicht mehr finanzieren können.

Die Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer und der Salzburger KZ-Verband starten deshalb eine Spendenaktion, um das Familiengrab erhalten zu können. "Die Stadt Salzburg finanziert per Mehrheitsbeschluss das Grab eines NSDAP-Parteigängers, die demokratische Zivilgesellschaft finanziert das Grab der Opfer", schreibt der Verband der AntifaschistInnen in einer Aussendung. Die grüne Bürgerliste, die Neos und die KPÖ, die sich gegen die Verlängerung des Ehrengrabes für Hans Schmid ausgesprochen haben, unterstützen die Initiative. Die Neos wollen einen Antrag stellen, der gewährleistet, dass für alle, die unter das Opferfürsorgegesetz fallen, die Friedhofsgebühren entfallen.

Parteinummer aus Illegalenblock

Wie DER STANDARD berichtete, steht die Verlängerung des Ehrengrabes für Schmid in der Kritik, weil die historische Aufarbeitung des Stadtarchivs gezeigt hat, dass der Komponist bereits in den Jahren vor 1938 illegales Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Österreich gewesen ist. Seine Parteinummer stamme aus dem sogenannten Illegalenblock, der jenen Personen vorbehalten war, die sich in der Zeit des Parteiverbots zwischen Juni 1933 und März 1938 aktiv für die in Österreich illegale NSDAP betätigt hatten.

Der für Kultur zuständige Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) hat in einer Stellungnahme des Ressorts geschrieben, nach dem bisherigen Forschungsstand spreche nichts gegen eine Verlängerung des Ehrengrabs. Viele Beispiele würden zeigen, dass nicht nur illegale Nationalsozialisten mit Nummern aus diesem reservierten Block bedacht wurden, sondern auch Prominente aus Wirtschaft, Sport und Kultur, argumentiert Auinger. "Sie sollten sowohl 'Aushängeschilder' des NS-Regimes sein als auch an die Partei gebunden und 'in die Pflicht genommen' werden." (Stefanie Ruep, 5.12.2019)