Die in der Stadt abgelegten E-Scooter stellen Siegfried Nagl zufolge für ältere Passanten und Menschen mit körperlichen Einschränkungen eine unvertretbare Hürde im öffentlichen Raum dar.

Foto: Matthias Cremer

In anderen Städten prägen sie mittlerweile das Verkehrsbild, in der zweitgrößten Stadt Österreichs will sie die Politik aber erst gar nicht auf den Straßen sehen: Graz lehnt ein E-Scooter-Verleihsystem strikt ab.

Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) begründet diese Entscheidung auch damit, dass es keine positiven Effekte auf die Umweltsituation mit sich bringe: "Aufgrund der vorliegenden Fakten, Erfahrungen und Rahmenbedingungen sind E-Scooter nicht dazu geeignet, die Stadt hinsichtlich der Abgasemissionen oder des Verkehrsaufkommens zu entlasten. Im Klartext bedeutet dies, dass die Stadt kein Verleihsystem beschließen wird. Wir kennen die chaotischen Bilder aus Wien, wo E-Scooter von Verleihfirmen auf öffentlichen Gehwegen, Straßen und Plätzen herumliegen."

Zweifel an Nachhaltigkeit

Auch das Grazer Umweltamt hege Zweifel an der Nachhaltigkeit eines E-Scooter-Verleihsystems, da ein solches durch die kurze Haltbarkeit der Leih-E-Scooter erheblichen Elektroschrott produziere.

Erfahrungswerte aus anderen Städten hätten gezeigt, dass mit den E-Scootern "in erster Linie nicht der motorisierte Individualverkehr, sondern Fuß- und ÖV-Wege ersetzt werden", argumentiert Nagl. Auch das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) bewerte die Elektroroller wegen neuer Gefahrenquellen und zusätzlichen Konfliktpotenzials auf den ohnehin stark frequentierten Radwegen sehr kritisch.

Nagl: Negativbeispiel Wien

Die in der Stadt abgelegten E-Scooter stellten zudem für ältere Passanten und Menschen mit körperlichen Einschränkungen eine unvertretbare Hürde im öffentlichen Raum dar.

"Wien sollte uns ein mahnendes Beispiel sein – dort hat man heuer mit einer ortspolizeilichen Verordnung versucht, des E-Scooter-Chaos Herr zu werden, bis dato jedoch mit bescheidenem Erfolg", sagt Nagl.

Graz ist damit die erste Stadt Österreichs, die sich dezidiert gegen ein E-Scooter-Verleihsystem im öffentlichem Raum ausspricht. Nagl wähnt sich allerdings im Kreis internationaler Vorbilder: "Auch Städte wie Mailand oder New York – immerhin die hippsten Metropolen der Welt – haben diesen Plänen eine Absage erteilt."

Privat angeschaffte E-Scooter dürften "natürlich" weiter auf Radwegen benutzt werden. (Walter Müller, 4.12.2019)