Die Polizeiinspektion wird in den neuen Zubau der Bahnhofshalle einziehen. Geplanter Übersiedlungstermin ist Ende 2020.

ÖBB/Renderhouse e.U

So sieht das neue Gebäude aus Sicht der ankommenden Bus- und Bim-Benützer aus.

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Am Mittwoch wurde beim traditionellen Spatenstich von Landespolizeivizepräsident Michael Lepuschitz, Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und ÖBB-Chef Andreas Matthä einiges an Erde bewegt.

Foto: ÖBB / Christian Zenger

Wien – Der Praterstern ist so vieles. Er wurde zur Alkohol- und Waffenverbotszone erklärt, der Bahnhof ist aber auch einer der größten Verkehrsknotenpunkte der Hauptstadt. Bis zu 150.000 Personen frequentieren den Praterstern pro Tag, laut Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) befindet sich hier aber auch einer der meistfrequentierten Kreisverkehre Wiens.

Um das Sicherheitsgefühl am Hotspot weiter zu stärken, wird wieder eine eigene Polizeiinspektion an den "Stern" zurückkehren. Am Mittwoch erfolgte der Spatenstich für den 900 Quadratmeter großen gläsernen Zubau, der auf der Seite des Bahnhofsvorplatzes neben den Straßen- und Bim-Haltestellen errichtet wird.

U1-Abgang wird in Bahnhofshalle integriert

Der bestehende U1-Abgang am Vorplatz wird zudem in die Bahnhofshalle integriert. Fahrgäste, die über diesen Zugang in die U-Bahn umsteigen wollen, müssen nun nicht mehr das Gebäude verlassen. Die Kosten für das Bauprojekt betragen rund acht Millionen Euro. ÖBB-Chef Andreas Matthä rechnet damit, dass die Eröffnung "in knapp einem Jahr" gefeiert werden kann.

Bis 2014 gab es eine Polizeiinspektion direkt am Praterstern, diese musste aus dem stark sanierungsbedürftigen Gebäude aber in die nahegelegene Lassallestraße umziehen. Ende 2020 folgt das Comeback im neuen Zubau, laut Landespolizeivizepräsident Michael Lepuschitz wird das Team aus der Lassallestraße übersiedeln. "Sichtbare Polizeipräsenz ist ein wichtiger Faktor für das subjektive Sicherheitsempfinden von Menschen", sagte Lepuschitz.

Die Polizei wird 650 Quadratmeter des Gebäudes von den ÖBB mieten und mit 65 Mitarbeitern inklusive Sondereinsatzkommando beziehen. Was mit den Räumlichkeiten der Polizei in der Lassallestraße passieren wird, ist laut Lepuschitz noch unklar. Diese dürften aber dem Hauseigentümer zurückgegeben werden.

Laut Stadtchef Ludwig wird die neue Inspektion rund um die Uhr besetzt sein. Änderungen beim Alkoholverbot, das seit Ende April 2018 in Kraft ist, wird es trotz der physischen Präsenz der Exekutive aber weiter nicht geben. Man prüfe die Situation laufend, sagte Ludwig, der für die Maßnahme verantwortlich zeichnet, dem STANDARD. Derzeit sei ein Verbot am Praterstern noch notwendig. "Weitere Alkoholverbote wird es aber vorerst nicht geben", meinte Ludwig. Auch Landespolizeivizepräsident Lepuschitz unterstützt die Fortsetzung des Alkohol-Banns am Praterstern: "Wir sind sehr froh darüber gewesen."

69 Waffen abgenommen

Für die Verhängung der Waffenverbotszone ist die Polizei zuständig. Die Zone gibt es seit Anfang Februar 2019, und sie muss alle drei Monate erneuert werden. In den zehn Monaten seit Bestehen wurden am Praterstern insgesamt 69 Waffen abgenommen – darunter 64 Messer, die unter das Waffenverbot fallen. Weitere Details wurden nicht genannt.

Unter das Verbot fallen neben Waffen auch gefährliche Gegenstände wie Messer oder auch Eisenstangen, sofern sie "geeignet sind und den Umständen nach dazu dienen, Gewalt gegen Menschen oder Sachen auszuüben". Lepuschitz sieht keinen Grund, die Maßnahme auslaufen zu lassen, "auch wenn die Kriminalität am Praterstern weiter abnimmt".

Zwei Waffenverbotszonen in Wien

Abseits des Hotspots gilt auch für Teile des Donaukanals zwischen Augarten- und Salztorbrücke sowie bei den angrenzenden Straßen Franz-Josefs-Kai und Obere Donaustraße ein Waffenverbot. Bürgermeister Ludwig trat dafür ein, die gesamte Stadt zur Waffenverbotszone zu erklären. Dieser Forderung erteilte die Polizei aber eine deutliche Absage. Weitere Waffenverbotszonen sind vorerst nicht angedacht, sagte am Mittwoch auch Landespolizei-Vize Lepuschitz.

Die baufällige alte Polizeiinspektion am Praterstern wird nach Jahren des Leerstands übrigens zu einem Restaurant umgebaut. Im September wurde bekanntgegeben, dass die Fertigstellung des Lokals Yamm! inklusive Greißlerei und insgesamt mehr als 170 Sitzplätzen im Innenbereich sowie im Gastgarten bis Ende nächsten Jahres geplant ist. Hier dürfte es allerdings zu Verzögerungen kommen. (David Krutzler, 4.12.2019)