Im Schnitt fanden heuer etwa 27 Beratungen täglich statt.

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Wien – Der 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien verzeichnet im heurigen Jahr eine erhöhte Nachfrage: Von Jänner bis Ende November gab es 9.155 Beratungen für betroffene Frauen – das ist ein Plus von 572 Gesprächen beziehungsweise 6,5 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr, hieß es am Donnerstag bei der Präsentation einer neuen Bewusstseinskampagne zum Thema sexualisierte Gewalt.

"Es ist wichtig, immer wieder auf das Hilfsangebot der Stadt Wien hinzuweisen. Der 24-Stunden-Frauennotruf bietet Frauen in einer Notsituation rasch und unbürokratisch Hilfe", sagte die für Frauen zuständige Stadträtin Kathrin Gaal (SPÖ). Die Hotline ist rund um die Uhr besetzt und kostenlos unter der Nummer 01/717 19 erreichbar.

Freecards

Im Rahmen der neuen Kampagne "Lassen wir Gewalt an Frauen nicht so stehen!" werden aufrüttelnde Bilder gezeigt, die deutlich machen sollen, dass Gewalt gegen Frauen oft verharmlost wird. Auf sogenannten Freecards, die bis 12. Dezember in Lokalen aufliegen, ist zum Beispiel eine Frau zu sehen, die auf einem Bett liegt. Auf ihrem Rücken steht: "Wir sind verheiratet. Da kann ich sie nehmen, wann ich will." Andere Aussagen auf den Karten lauten: "Kein Wunder, so wie sie immer angezogen ist" oder "... weil sie auch immer so viel trinkt".

Solche Zuschreibungen erfolgen in der Regel von außen, von den Tätern. Es sind aber eigentlich Mythen, die Gewalt verharmlosen. "Bei der Kampagne geht es uns darum, mit gesellschaftlich tief verankerten opferfeindlichen Einstellungen aufzuräumen. Wir müssen ein Klima schaffen, in dem gewaltbetroffene Frauen die Schuld nicht bei sich suchen und möglichst rasch Hilfe in Anspruch nehmen", appellierte Martina K. Steiner, die stellvertretende Leiterin des 24-Stunden-Frauennotrufs.

Den aktuellen Zahlen zufolge wenden sich immer mehr Frauen an die Rufnummer. Von Jänner bis November wurde ein Plus von 6,5 Prozent verzeichnet. Der Grund dafür sei aber nicht zunehmende Gewalt, wurde auf APA-Nachfrage klargestellt. Vielmehr sei die Dunkelziffer an von Gewalt betroffenen Frauen hoch. Durch die steigende Bekanntheit des Frauennotrufs – etwa durch Kampagnen bzw. auch die Medienberichterstattung über die Einrichtung – würden Betroffene vermehrt zum Hörer greifen und Hilfe suchen.

Sexualisierte, psychische und körperliche Gewalt

Im Schnitt fanden heuer etwa 27 Beratungen täglich statt. 6.473 Beratungen wurden bisher telefonisch durchgeführt, 906 persönlich in den Räumlichkeiten des Frauennotrufs und 1.776 per E-Mail. Was die Themen anbelangt, so ging es am häufigsten um sexualisierte Gewalt (37 Prozent), psychische Gewalt (33 Prozent) und körperliche Gewalt (29 Prozent).

In der Statistik wurde auch die Täter-Opfer-Beziehung erhoben: In der überwiegenden Zahl der Fälle (80 Prozent) kennen die Frauen die Person, die ihnen Gewalt angetan hat. In mehr als einem Viertel der Fälle handelt es sich dabei um den Partner oder Ex-Partner. In mehr als einem Fünftel der Fälle ist der Täter ein Bekannter oder Freund, in einem weiteren Fünftel ist es ein flüchtiger Bekannter (etwa von einer Party). (APA, 5.12.2019)