Jedes WG-Zimmer in der Citycom 2 verfügt über eine eigene Loggia oder einen eigenen Balkon.

Foto: Michael Nagl

Der Innenhof der Citycom 2 versprüht ein gewisses Urlaubsfeeling. Die Laubengänge, Verbindungselemente zwischen Stiege und Haustüren, erinnern an Pauschalreisen in nicht sehr teure Urlaubsorte und -anlagen. Aber Urlaub steht nicht im Vordergrund. Hier wohnen Studierende, Young Professionals und Alleinstehende gemeinsam unter einem Dach.

Einer von ihnen ist Thomas Fauster. Er ist 30 Jahre alt und Doktorand an der Universität für Bodenkultur. Er wohnt seit mittlerweile vier Jahren in einer Vierer-WG im siebten Stock. Sein eigenes abschließbares Zimmer hat rund 15 Quadratmeter. So zählt Fauster die Größe aber nicht: "Alleine könnte ich mir so eine Wohnung niemals leisten", sagt er und meint damit den großen Gemeinschaftsraum, den jede WG hat. Denn insgesamt fasst die Wohnung 150 Quadratmeter.

15 Minuten zur Uni

Ein Haus aus Wohngemeinschaften. Das ist das Konzept der Citycom 2. 42 Dreier- bis Sechser-WGs gibt es hier im Nordbahnviertel auf insgesamt acht Etagen. Aufgebaut sind die Wohnungen alle gleich: ein großer Gemeinschaftsraum mit Küche, ein bis drei Bäder und die jeweiligen Zimmer plus Balkon bzw. Loggia. Kennt man eine, kennt man alle.

Darüber hinaus bietet die Citycom 2 diverse Extras für ihre Bewohner an: eine Fahrradwerkstatt im Keller, eine Sauna auf dem Dach. Das Café im Erdgeschoß hat mittlerweile zugesperrt. Waschmaschinen gibt es auch, für die man sich online anmelden kann.

Fauster ist über eine ehemalige Kollegin auf die Wohnung aufmerksam geworden. Wird ein Zimmer frei, haben die übrigen Bewohner zwei Monate lang Zeit, einen Nachfolger zu finden. Ab dann schreibt die Citycom 2 aus. Der Preis bleibt gleich, auch wenn die WG nicht ausgelastet ist.

Fauster gefiel die Wohnung, besonders der große Gemeinschaftsraum, von Anfang an. Auch die Lage sagte ihm zu. Zur Uni braucht er mit dem Fahrrad 15 Minuten: "Das war natürlich noch besser, als das Gelände vom Nordbahnhof noch nicht bebaut war." Jetzt schaut er von seinem Balkon aus auf die Baustelle des PPP-Projekts Campus Plus.

Auf ein Jahr befristet

Auch wenn Fauster zufrieden ist, weiß er: "Das ist keine Wohnung, in der ich mein Leben verbringen will." Das ist auch nicht das Konzept der Citycom 2. Jeder Neuankömmling bekommt seinen eigenen Mietvertrag, der auf ein Jahr befristet ist. Dieses Konzept befeuere Zweck-WGs, heißt es aus Ehemaligen-Kreisen. Fauster hat diese Erfahrung bisher nicht gemacht. Bestätigen kann er aber die Lärmkonflikte mit den umliegenden, meist von jungen Familien bewohnten Häusern. In einem WG-Haus wird nun einmal etwas öfter gefeiert.

Für ein Zimmer verlangt das Österreichische Siedlungswerk 410 (6er-WG) bis 450 Euro (3er-WG). Für Fauster ein akzeptabler Preis, wie gesagt, er rechnet nicht nur sein eigenes Zimmer ein. Die Auslastung gibt dem Preis recht: Rund 90 Prozent der Zimmer sind zurzeit belegt.

Schön anzuschauen ist die Citycom 2 nicht. Das ist den Bewohnern des Hauses aber herzlich egal. Es hält, was es verspricht. Unkompliziertes Wohnen in jungen Gemeinschaften. Und in der Sauna auf dem Dach kommt doch etwas Urlaubsfeeling auf. (Thorben Pollerhof, 10.12.2019)