Die Sonde Parker Solar Probe, die im Vorjahr startete, hat nach den ersten Vorbeiflügen an unserem Heimatstern überraschende Informationen über den Sonnenwind zur Erde geschickt.
Foto: APL/Nasa

London/Wien – In unseren Breiten wird sie zwar gerade von Tag zu Tag schwächer oder ist überhaupt hinter einer dicken Nebeldecke verborgen. Aus wissenschaftlicher Sicht freilich gibt es über unseren Heimatstern gerade einige mehr oder weniger spektakuläre Neuigkeiten zu berichten.

Zum einen scheint die Sonne gerade ganz nach Plan einen neuen Sonnenfleckenzyklus begonnen zu haben, der sich im Schnitt alle elf Jahre wiederholt, aber auch neun oder 14 Jahre lang dauern kann. Innerhalb eines solchen Zyklus ist oft monatelang kein einziger Sonnenfleck zu sehen, im Sonnenfleckenmaximum jedoch hunderte.

Der letzte Zyklus – der 24. nach der ersten Beobachtung – begann 2008 mit einem ausgeprägten Minimum an Sonnenflecken und erreichte um das Jahr 2013 herum ein Maximum. Seitdem nahmen die Sonnenflecken wieder stetig ab. Doch nun dürfte der aktuelle, 25. Zyklus begonnen haben: Am 2. November ist die erste Fleckengruppe des neuen Aktivitätszyklus unserer Sonne in Erscheinung getreten, vom 12. bis etwa zum 14. November 2019 ließ sich eine zweite, deutlicher ausgeprägte Gruppe des 25. Zyklus beobachten, der sich ganz nach Plan nach ziemlich genau elf Jahren eingestellt hat.

Erste Daten der Sonnensonde

Ebenfalls planmäßig hat die Sonde Parker Solar Probe, die am 12. August des Vorjahrs ins All gebracht wurde und der Sonne bei den ersten Vorbeiflügen sehr viel näher kam als jede andere Sonde bisher. Die Daten der ersten Vorbeiflüge wurden nun ausgewertet: Gleich vier Publikationen in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature liefern zum Teil überraschende Erkenntnisse vor allem über den Sonnenwind, also über jenen Strom geladener Teilchen, der ständig von der Sonne in alle Richtungen ins All "weht".

Neues gibt es dabei zum einen hinsichtlich der Ausrichtung des Sonnenwinds zu vermelden. Von der Erde aus betrachtet erscheint er als Strom von relativ gleichmäßig von der Sonne ausgehenden energiereichen Teilchen. Doch in Sonnennähe ist dies ganz anders, wie die Messungen der Parker-Sonde enthüllen. Dort reißt die Rotation der Sonne die Teilchenströme gleichsam mit.

Rätsel des Sonnenwinds

Zudem beobachtete die Sonde kurze Umkehrungen in diesen Teilchenströmen des Sonnenwinds zurück in Richtung Sonne. Wie diese Kehren entstehen, gibt den Forschern Rätsel auf. Womöglich werden die Magnetfelder des Sonnenwinds durch Plasmastrukturen abgelenkt, die mit ins All hinausgerissen werden.

Eine offene Frage konnte mithilfe der Parker Solar Probe immerhin schon beantwortet werden: die Herkunft des langsameren, aber stärkeren Teil des Sonnenwinds. Laut den brandneuen Ergebnissen strömt der aus äquatornahen Löchern in der Korona.

NASA Goddard

Damit haben schon die ersten drei Vorbeiflüge der Sonnensonde ganz neue Erkenntnisse über unseren Heimatstern gebracht – und doch ist dies erst der Anfang. Denn im Laufe der nächsten 21 Umkreisungen wird die Sonde der Sonne noch deutlich näher kommen als bisher, ehe sie vermutlich 2025 ebendort verglühen wird. (tasch, 6.12.2019)