Vater, Mutter, Kind – vor knapp 50 Jahren lebten fast zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung noch in der prototypischen Kernfamilie; die Eltern waren natürlich verheiratet. Der Rest teilte sich laut Statistik Austria zu Beginn der 1970er-Jahre auf vermählte Paare ohne Kinder (die zumeist schon ausgezogen waren) und in geringerem Maße auf unverheiratete Paare, Singles und "Personen in anderen Lebensformen" auf. Bei Letzteren handelt es sich laut Definition um Verwandte und Bekannte wie Großeltern, Tanten oder Onkel, die im Haushaltsverband zusammenleben, sowie um Mitglieder von Wohngemeinschaften.

Bis 2018 hat sich die familiäre Zusammensetzung in Österreich stark verändert. Durch Pille und gesellschaftlichen Wandel ist vor allem der Anteil der Kinder von 35 auf 27 Prozent deutlich gesunken. Der Kinderbegriff hat dabei nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun, denn in dieser Erhebung werden auch von Rechts wegen Volljährige zu ihnen gezählt, wenn sie im selben Haushalt mit einem oder beiden Elternteilen wohnen. 2018 traf das etwa bei den 20- bis 29-Jährigen auf immerhin 280.000 Männer und 210.000 Frauen zu. Selbst von den über 30-Jährigen lebten im Vorjahr noch 137.000 Männer und 56.000 Frauen als "Kinder in Familien".

Verdoppelt hat sich zwischen 1971 und 2018 die Zahl der Alleinlebenden. Jeder Sechste führt heute einen Haushalt ohne Kinder oder Partner. Sie bilden freilich eine recht heterogene Gruppe, zählen dazu doch junge Singles, die die Familiengründung noch vor sich haben, genauso wie ältere Personen, die vom Partner getrennt leben oder bereits verwitwet sind.

In den Kreis der Alleinlebenden fielen Anfang der 1970er-Jahre wegen ihrer höheren Lebenserwartung und der in den Weltkriegen gefallenen Männer noch hauptsächlich Frauen. Heute sind in diese Gruppe junge männliche Singles nachgerückt, und auch die sich angleichende Lebenserwartung sorgt für eine stärkere Parität.

Partnerlose Väter in Unterzahl

Die größte Geschlechterdifferenz herrscht nach wie vor bei den Alleinerziehenden, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung nach einem Zwischenhoch um die Jahrtausendwende wieder auf 3,5 Prozent gesunken ist. An der Geschlechterrelation hat diese Entwicklung wenig geändert. Alleinerziehende Mütter übertreffen alleinerziehende Väter nach wie vor im Verhältnis von fünf zu eins.

Zugenommen hat indes die Rate der unverheirateten Paare, sowohl jener mit als auch jener ohne Kinder im selben Haushalt. Gemeinsam machen sie neun Prozent der Bevölkerung aus, während ihr Anteil 1971 erst bei 1,4 Prozent lag. (Sebastian Kienzl, Michael Matzenberger, 7.12.2019)