"Ministerin" Beate Hartinger-Klein alias Madame 150-Euro-im-Monat, unvergessene Großmeisterin einer Polit-Häme.

Foto: APA / Hans Punz

Heuer im Frühjahr hat der US- Philosophieprofessor Justin E. H. Smith in der NYT der Satire den Tod prophezeit. Wieso das? Nun, Smith meint, dass Satire und andere traditionelle Formen des Humors im toxischen Desinformationskosmos der "sozialen Medien" keine Überlebenschancen mehr hätten. Das ist gewiss bedenkenswert.

Aus österreichischer Sicht droht der Satire aber die größte Gefahr aus anderer Richtung. Wenn’s denn nun wahr ist, dass wir bald eine türkis-grüne Regierung bekommen, so wäre das zwar rein farblich betrachtet so scheußlich wie Türkis-Blau (Türkis ist eine Farbe, die keine andere neben sich duldet), per se aber noch nicht sonderlich satiretauglich.

Einfach nur zugreifen

Sollten uns aber die Blauen aus der Regierung wegbrechen, verliert die nationale Humorgilde ein nie versiegendes Brünnlein unglaublichsten Irrwitzes und feinsten Schwachsinns. Nach dem zweiten Probedurchgang weiß jeder Österreicher, dass Blau im Fall des Regierungsfalles nicht nur für Raffgier, Inkompetenz und Impertinenz steht, sondern schlicht ein Witz ist.

Als Satiriker musste man in den tolldreisten türkis-blauen Koalitionsjahren jeden Morgen einfach nur zugreifen. Die völlige Berufsuntauglichkeit der sogenannten "Regierungsmitglieder" hatte unendliches Witzpotenzial. Man brauchte nur Wortkombinationen wie "Vizekanzler Strache" oder "Minister Kickl" in eine Kolumne zu schreiben, schon hatte man die Lacher auf seiner Seite.

"Vizekanzler Strache"! Das ist, als sähe man einen Anästhesisten am Werk, der die Patienten mit Fausthieben narkotisiert, oder einen Delikatessenhändler, der sich vor der Kunde mit Schmackes in die Handfläche niest ("Z’reißn soll’s mi!"), bevor er zum Parmaschinken greift.

Und von den blauen Spitzenexponenten haben wir noch gar nicht geredet: Die austrorussische Tanzbärin Kneissl! "Ministerin" Beate Hartinger-Klein alias Madame 150-Euro-im-Monat, unvergessene Großmeisterin einer Polit-Häme, wie sie zuvor im Parlament nicht alle Tage gehört ward. Sweet Norbi, der die Klimakrise auch heute noch lösen würde, indem er 220 km/h auf der Autobahn durchsetzt!

Als Steuerzahler muss man die Freiheitlichen ins Land wünschen, wo der Pfeffer wächst; als Satiriker brauchen wir sie so dringend in der Regierung wie ein Stück Brot. Bitte, lieber Basti: Zwing Grün raus, hol Blau rein – wir werden ewig dankbar sein. (Christoph Winder, 8.12.2019)