Kinder zwischen sieben und elf Jahren erfahren von den Bücherwürmern Spannendes über den Bestand des Prunksaales und sehen am Tablet virtuelle Bücherseiten und Globen.

Foto: ÖNB / Kris Hofmann Animation e. U.

Im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek wohnen jetzt drei Bücherwürmer. Nein, man muss sich um den wertvollen Bücherbestand keine Sorgen machen. Anna, Wolfie und Bruno sind hier, um junge Besucher und Besucherinnen durch den Prunksaal zu führen.

Jeder Teilnehmer bekommt am Anfang der Führung ein Tablet, das fortan als kleines Fenster in die virtuelle Realität dient. An insgesamt sechs Punkten des Prunksaales erzählen die niedlichen Würmchen eine kleine Geschichte. Sie unterhalten sich über bestimmte Bücher, die der Prunksaal beherbergt, oder über den Himmelsglobus, der hier steht.

Die kleinen Bücherwürmer – die nebenbei versichern, dass sie auch wirklich keine Bücher anknabbern – fliegen durch den Raum und landen auf dem Globus, auf dem Boden oder schlagen ein besonders spannendes Buch auf.

"In dem Regal ist ein wunderschönes, altes Buch. Ein Tierlexikon von einem Schweizer namens Conrad Gessner. Okay. Und was hat ein Tierlexikon mit Drachen und Hydra-Wesen zu tun?"

Während sich Bruno und Wolfie unterhalten, kann man zusammen mit ihnen einige Blätter aus Gessners Tier-Enzyklopädie betrachten. Die Buchseiten schweben im Raum und können von allen Seiten betrachtet werden.

Jeder Teilnehmer bekommt am Anfang der Führung ein Tablet, das fortan als kleines Fenster in die virtuelle Realität dient.
Foto: ÖNB / Kris Hofmann Animation e. U.

Abenteuer Bibliothek

Die Führung für Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren hat die Animationsfilmkünstlerin Kris Hofmann konzipiert. "Bei unseren Testführungen, die wir mit Kindern und Erwachsenen gemacht haben, waren die Großen total von der Technologie hinter der Anwendung begeistert. Die Kinder beachten das gar nicht, sie gehen selbstverständlich damit um", sagt Hofmann.

Entwickelt hat Hofmann die Führung, weil sie die Faszination der Kinder "für alles, was mit Bildschirm zu tun hat", nutzen will, um ihnen neue, faszinierende Inhalte zu vermitteln. Der Bibliotheksbesuch in der verschränkten Realität soll für die Kleinen "ein Sprungfeld ins Abenteuer sein" und die Neugierde wecken, noch mehr über die Bücher und die Bestände der Nationalbibliothek zu erfahren. Kris Hofmann hat mit den Bücherwürmern ihr erstes Augmented-Reality-Projekt umgesetzt und es dann der Nationalbibliothek angeboten.

Hier stieß sie auf offene Ohren von Silvia Iannetti, die für Kommunikation und Events zuständig ist. Iannetti erzählt von den ersten Führungen, die vor allem den älteren Besuchern echte Aha-Erlebnisse verschaffen: "Die Omas haben viel gelernt!"

Die Tour mit den Bücherwürmern dauert insgesamt 45 Minuten.
Österreichische Nationalbibliothek

Augmented Reality heißt wörtlich übersetzt "erweiterte Realität" und bezeichnet die Ergänzung der realen Umgebung durch Bilder, Videos und computergenerierte Animationen. Der Technologie wird viel Potenzial bei der Vermittlung von Kunst und Kultur prognostiziert.

Weltweit setzen immer mehr Museen auf die erweiterte Realität, um ihre Angebote und Bestände spannend aufzuarbeiten. In Österreich war das Keltenmuseum Hallein mit seinen "sprechenden Kelten" Vorreiter im Einsatz der neuen Technologie. Mit einer App auf dem Smartphone werden Keltenkrieger zum Leben erweckt und erzählen Geschichten rund um die Ausstellungsstücke.

Die beeindruckende Animation, die Anna, Wolfie und Bruno durch den ehrwürdigen Prunksaal schwirren lässt, ist zukunftsweisend. Das, was für die Besucher bisher unsichtbar war, wird durch die neuen technologischen Möglichkeiten enthüllt. (Olivera Stajić, 8.11.2019)