Bild nicht mehr verfügbar.

Hunde "verstehen" unsere Lautäußerungen noch besser als angenommen.
Getty Images / Salima Senyavskaya

Was vielen Hundebesitzer vertraut sein dürfte, hat die Forschung nun quasi offiziell bestätigt: Wenn der Vierbeiner den Befehl "Sitz" oder "Platz" kennt, dann wird er sich auch daran halten, wenn das Wort von einem Fremden oder mit Akzent oder in anderer Tonhöhe ausgesprochen wird.

Das klingt nach einer trivialen Leistung, doch im Tierreich ist sie – mit Ausnahme des Menschen – ziemlich einzigartig. Ein paar andere Tierarten wie Zebrafinken, Chinchillas oder Makaken können zwar auch darauf trainiert werden, Unterschiede in Akzent oder Aussprache herauszufiltern. Aber spontan galt eigentlich nur Homo sapiens dazu in der Lage. (Und selbst bei uns ist die neuronale Grundlage dafür nicht restlos geklärt.)

Tests mit 42 Hunden

Der experimentelle Beweis für die besondere Begabung der Hunde gelang einem Team um die Kognitionsbiologin Holly Root-Gutteridge (University of Sussex in Brighton), die darüber im Fachblatt "Biology Letters" berichtete. Die Forscher filmten 42 Hunde verschiedener Rassen, während sie mit ihren Besitzern in der Nähe eines Lautsprechers saßen, der sechs einsilbige, nicht befehlende und ähnliche Wörter wie "had", "hid" und "who" von sich gab.

Die Worte wurden nicht vom Besitzer des Hundes gesprochen, sondern von mehreren Männern und Frauen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Akzenten. Die Hunde neigten ihre Ohren nach vorne oder bewegten sich auf den Lautsprecher zu (beides ein Zeichen von Interesse) – und zwar insbesondere dann, sie ein neues Wort hörten, das einen etwas anderen Vokalklang hatte. Das deutet darauf hin, so die Forscher, dass die Hunde den Unterschied erkannt haben.

Science Magazine

So dreht sich im obigen Video der Border Collie Max schnell um und hört aufmerksam zu, wie eine Frau zum ersten Mal "had" sagt. Aber wenn andere Frauen mit unterschiedlichen Akzenten das Wort wiederholen, verliert er das Interesse und zeigt an, dass er weiß, dass sie alle das gleiche Wort sagen. Wenn ein Sprecher hingegen ein neues Wort sagt, stellt Max wieder die Ohren auf – doch seine Aufmerksamkeit fällt abrupt, wenn eine neue Stimme wieder "had" sagt.

Hunde hören uns zu

Zusammengenommen deuten diese Reaktionen darauf hin, dass Hunde Wörter unabhängig vom Sprecher erkennen und dass sie dafür kein Training benötigen, resümiert das Team um Holly Root-Gutteridge. Aufgrund der Experimente können die Forscher zwar nicht zeigen, dass die Hunde "verstanden" haben, was die Worte bedeuten. Aber die Tests zeigen eindeutig, dass Hunde uns zuhören – auch wenn es dabei nicht um sie geht. (red, 9.12.2019)