Wien – Das Milliardenbudget des ORF für 2020 sollen die Stiftungsräte kommende Woche beschließen. Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Thomas Zach, geht aber gleich einen Schritt weiter: Er lädt die vier ORF-Direktorinnen und -Direktoren am Montag in den Finanzausschuss und will sie zu Sparpotenzialen befragen.

Montag lädt Thomas Zach, Sprecher der ÖVP-nahen Stiftungsräte, die ORF-Direktoren in den Finanzausschuss.
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"Müssen in den Strukturen etwas tun"

"Mit einem ausgeglichenen Budget ist es nicht getan, das reicht nicht aus, um den ORF zukunftsfit zu machen", sagt Zach im Gespräch mit dem STANDARD. Die Einnahmen des ORF stagnierten, die künftige Regierung werde wohl kein Füllhorn über dem ORF ausschütten, und die Strukturkosten stiegen permanent, auch die Rechtekosten etwa für Sport, und der Wettbewerb werde immer intensiver. "Also müssen wir in den Strukturen etwas tun."

"James" ist Zachs Paradebeispiel für seine Überlegungen. Unter diesem Spitznamen hat der ORF die Abwicklung von Infosendungen wesentlich automatisiert. Statt zehn Mitarbeitern würden dafür nun drei benötigt.

"Gebührenzahler zahlen für Programm"

"Diesem Beispiel müssen noch viele folgen, nicht nur im Bereich der Technik", sagt Zach: "Wir müssen große Räder drehen, alle Prozesse im Unternehmen beleuchten, wo es Möglichkeiten gibt, die Effizienz zu steigern".

Zach erklärt den Nachdruck so: "Die Gebührenzahler zahlen für Programm, sie erwarten vom ORF gutes Programm und nicht Verwaltung." Daraus ergibt sich für ihn die Frage: "Wo kommen operative Spielräume her? Darauf muss das Management Antworten liefern."

Direktoren im Ausschuss

Am besten am kommenden Montag: Zach hat als Vorsitzender die vier ORF-Direktoren Monika Eigensperger (Radio), Kathrin Zechner (Produktion), Michael Götzhaber (Technik) und Andreas Nadler (Finanzen) eingeladen, um sie nach ihren Überlegungen zum ständigen Tagesordnungspunkt "Strukturreform" zu befragen.

In der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses im November mahnte Zach (erneut, aber mit besonderem Nachdruck) eine Strategie für die künftige Organisation des ORF ein. "Es ist zuwenig, sich von Jahr zu Jahr zu hanteln. Wir brauchen einen strukturellen Plan".

Die – vom Stiftungsrat mit der jüngsten Gebührenerhöhung 2017 eingeforderte – Personalreduktion um 300 Stellen bis 2021 in gewohnten Strukturen und Abläufen überlastet die verbleibende Belegschaft schon spürbar in einigen Bereichen.

ORF-Player soll "in die Gänge kommen"

Merklich ungeduldig wird Zach beim großen Zukunftsprojekt einer Streamingplattform des ORF unter der Marke ORF On, bisher diskutiert als ORF-Player: "Ich frage mich, warum da nichts weitergeht. Wir müssen dem Player entsprechende Strukturen schaffen, damit er in die Gänge kommt." Seit mehr als zwei Jahren ist dieser Player erklärtes Ziel des ORF.

Nach STANDARD-Infos haben Stiftungsräte ORF-General Alexander Wrabetz zur kommenden Sitzungswoche einen Fragenkatalog zu digitalen Plänen und Umsetzung geschickt. Zach bestätigt diese vertiefende Anfrage – die Fragen seien wegen ihrer Dringlichkeit vorab gestellt worden.

Wollen und Können

Es liege nicht an Beschränkungen des geltenden ORF-Gesetzes, dass der Player noch auf sich warten lässt. Teile des Projekts könnten auch ohne Gesetzesänderung umgesetzt werden, andere mit Anträgen an die Medienbehörde. Aber: "Wenn der ORF nichts will, kann die Behörde nichts genehmigen."

Änderungen am ORF-Gesetz wären aus Zachs Sicht leichter zu argumentieren, "wenn der ORF seine Hausaufgaben gemacht und die Strukturen umgesetzt hat, damit der Player funktionieren kann". STANDARD-Infos, wonach auch Mitglieder des ORF-Stiftungsrats über ein Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen mitverhandeln, kann Zach nicht bestätigen: "Ich jedenfalls bin nicht im Verhandlungsteam." (fid, 8.12.2019)