Masern-Impfpflicht – ja oder nein, das ist hier die Frage.

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Wien – Wer einmal gesehen hat, wie schwer eine Masernerkrankung verläuft und welche Folgen sie haben kann, versteht die Warnungen der Weltgesundheitsorganisation. Rund 140.000 Menschen sind im vergangenen Jahr an Masern gestorben, in Österreich gab es 148 Masernfälle.

"Aus naturwissenschaftlich-medizinischer Sicht ist Impfen die einzig vernünftige Antwort zur Vermeidung", sagt die Infektiologin Ursula Wiedermann-Schmidt von der Med-Uni Wien, die sich jedoch bewusst ist, was das Wort "Pflicht" in der Bevölkerung auslösen kann. "Wir wollen das Vertrauen der Menschen nicht verlieren", sagt sie.

Die Masernimpfung, so Wiedermann-Schmidt, sei aus medizinischer Sicht aber keine ausschließlich individuelle Entscheidung. Wer Masern hat, steckt mit fast hundertprozentiger Sicherheit andere an. Ein aktueller Fall an einer steirischen Volksschule hat die ÖVP-Landeshauptleute Johanna Mikl-Leitner und Hermann Schützenhöfer nun dazu veranlasst, die Impfpflicht als notwendige Maßnahme zu diskutieren.

Die Reaktionen sind vorwiegend ablehnend. Für die Grünen und die SPÖ ist die Impfpflicht die letzte aller Möglichkeiten, auch FPÖ und Neos sind dagegen.

Impfpflicht kommt in Deutschland

In Deutschland wird die Impfpflicht im März 2020 eingeführt, und auch in neun anderen europäischen Ländern ist sie umgesetzt. "Man hat gesehen, dass die Leute die absolute Sinnhaftigkeit von Impfungen einfach nicht begreifen und die Tragweite einer Impfverweigerung nicht abschätzen können", so Wiedermann-Schmidt, für die eine Impfpflicht auch so etwas wie die letzte Option ist, "weil es ganz klar ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte ist".

Allerdings mit Folgen, die für die immunologisch schwächsten Bevölkerungsgruppen wie Babys, kranke Menschen oder Ältere sehr drastisch ausfallen können. "Die Leute sollten verstehen, dass Impfen gesund ist", sagt sie und wünscht sich eine großangelegte, öffentlich finanzierte Informationskampagne. (pok, APA, 6.12.2019)