Die mögliche Stimme des 83-jährigen Landwirts in Iowa – einem Swing State – dürfte Biden mit ziemlicher Sicherheit verloren haben.

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Washington – Im Wahlkampf potenzielle Wähler zu beschimpfen, wirft grundsätzlich kein gutes Licht auf Politiker. Doch genau diesem Licht setzte sich der Präsidentschaftsbewerber der Demokraten Joe Biden bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa aus. Wegen Kritik an seiner Rolle in der Ukraine-Affäre verlor Biden die Beherrschung: "Sie sind ein verdammter Lügner, Mann", beschimpfte der ehemalige Vizepräsident am Donnerstag einen Bürgern.

Der Angesprochene, der sich als 83-jähriger Landwirt vorstellte, hatte zuvor Biden vorgeworfen, er habe seinen Sohn Hunter Biden in die Ukraine geschickt, "um ihm einen Job zu verschaffen und damit er für eine Gasfirma arbeitet". Dabei habe sein Sohn in diesem Bereich "keine Erfahrung" gehabt. "Sie verkaufen Zugang zum Präsidenten", fügte der Mann mit Blick auf Bidens Posten als Stellvertreter des damaligen Präsidenten Barack Obama hinzu.

Der 77-Jährige wies außerdem den Vorwurf des Fragestellers zurück, er sei "zu alt" für eine Präsidentschaftskandidatur. Vielmehr spreche seine langjährige politische Erfahrung für ihn: "Der Grund, warum ich antrete, ist, weil ich schon lange dabei bin und ich mehr weiß als die meisten Leute und weil ich Dinge hinbekommen kann."

Zu Wettstreit herausgefordert

Biden forderte seinen Kritiker gar zu einem Wettstreit heraus. "Sie wollen meine Form dafür testen, dann lassen Sie uns zusammen Liegestütz machen, Mann", sagte der Politiker. "Lassen Sie uns rennen. Lassen Sie uns machen, was immer Sie wollen. Lassen Sie uns einen IQ-Test machen." Als der 83-jährige Biden-Kritiker dann sagte, dass er den Ex-Vizepräsidenten nicht wählen werde, entgegnete dieser: "Ich wusste, dass Sie mich nicht wählen werden, Mann, Sie sind zu alt."

Hunter Biden hatte von 2014 bis 2019 einen Führungsposten bei dem ukrainischen Gaskonzern Burisma und erhielt in dieser Zeit Berichten zufolge monatlich 50.000 Dollar (45.000 Euro). Ihm wird kein rechtliches Fehlverhalten vorgeworfen. Allerdings wird ihm vorgehalten, dass es moralisch verwerflich gewesen sei, diese Position auszuüben, während sein Vater als Vizepräsident mit der Ukraine-Politik der USA befasst war.

Ukraine-Affäre

In der Ukraine-Affäre geht es um ein brisantes Telefonat zwischen dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump vom Juni. Die US-Demokraten streben ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wegen Amtsmissbrauchs an, weil er von der Ukraine Ermittlungen gegen seinen politischen Rivalen Biden gefordert hatte. Als Druckmittel soll der Präsident unter anderem eine Militärhilfe von fast 400 Millionen Dollar an Kiew eingesetzt haben, die wochenlang zurückgehalten wurde.

Biden ist derzeit Favorit der zahlreichen Präsidentschaftsbewerber der Demokraten. Allerdings hat sein Ansehen durch die Ukraine-Affäre Schaden genommen. Im Bundesstaat Iowa, in der Biden am Donnerstag auftrat, beginnen im Februar die Vorwahlen. (APA, red, 6.12.2019)