Dietmar Kühbauer freut sich über die entspannte Lage bei Rapid.

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Christian Ilzer hofft auf einen "Flow" bei der Austria.

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Gut möglich, dass sich Mateo Barac (li) und Christoph Monschein (re) auch am Sonntag immer wieder einmal begegnen.

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Christian Ilzer geht es den Umständen entsprechend gut. Der 42-Jährige macht bei der Wiener Austria seinen Job als Trainer, versucht, die Nebengeräusche "wegzumoderieren". Depressionen hat er bei seinen Spielern nie diagnostiziert, im Gegenteil. "Die Mannschaft ist durchaus intakt." Das 5:0 gegen Hartberg könnte der "Beginn eines Flows" gewesen sein. "Garantie gibt es natürlich keine." Ilzer stellt sich den Diskussionen, der Kritik. "Es geht darum, Schritt für Schritt besser zu werden. Das ist eine große Herausforderung."

Selbstverständlich sei es nie Ziel gewesen, nach 16 Spieltagen nur Siebenter zu sein. Auf Platz sechs, der zur Teilnahme an der Meisterrunde berechtigt, fehlen fünf Zähler. "Der Blick auf die Tabelle macht keinen Sinn. Der Prozess muss weitergehen, notfalls auch in der Qualifikationsrunde."

Er, Ilzer, könne sich jederzeit in den Spiegel schauen. "Als Trainer triffst du tausende Entscheidungen, logischerweise können nicht alle richtig sein. Aber ich handle nach bestem Wissen und Gewissen." Die Freude über das 5:0 wurde von recht lauten Nebengeräuschen abgelöst. Sportvorstand Peter Stöger gab bekannt, dass das Wintertrainingslager im Ausland und die Weihnachtsfeier im Inland gestrichen werden – weil es die monetäre Situation nicht zulässt. Ilzer kann damit leben. "Es gibt Schlimmeres, als keine Weihnachtsfeier zu haben. Wenn du ein Haus baust, musst du danach sparen." Man könne sich auch in Wien vorbereiten, schließlich verfüge die Austria über einen geheizten Platz.

Gefrierschrank

Die Legende Toni Polster, der Trainer der Wiener Viktoria, hat während der Woche ein Video fabriziert und es auf Instagram gestellt. Er forderte den Rücktritt von Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer und bot in einem Anfall von Witz ein Trainingslager auf dem Viktoria-Platz an. Ilzer wird es nicht annehmen. "Denn auch Meidling kann im Jänner ein Gefrierschrank sein."

Am Sonntag, dem 8. Dezember, steigt ab 17 Uhr das 330. Wiener Derby. Plusgrade sind vorhergesagt. Ilzer über die Ausgangslage: "Wir fahren nicht als großer Favorit, aber auch nicht als krasser Außenseiter nach Hütteldorf."

Rapid sei gut drauf, pflege einen sehr intensiven Stil, arbeite gut gegen den Ball, schalte schnell um. "Wir müssen mit Intensität dagegenhalten, Räume schließen, Tiefe finden. Wir brauchen die Punkte." Er gehe von einer hochklassigen Partie aus. "Rapid hat 4:0 beim LASK gewonnen, wir 5:0 gegen Hartberg. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann es zuletzt so eine Ausgangsposition gegeben hat." Zu Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer hat Ilzer ein neutrales Verhältnis. "Wir kennen uns kaum. Er ist aber eine Lichtgestalt im österreichischen Fußball." Die Austria hat von fünf Derbys im Allianz-Stadion noch keines verloren (drei Siege, zwei Remis).

Gesetzmäßigkeit

Kühbauer möchte das rapide ändern. Er freut sich "riesig" auf die Partie, spricht von "unglaublicher Brisanz" und sagt, was gesagt werden muss: "Ein Derby hat eigene Gesetze." Der 48-Jährige wirkt entspannt, es herrscht eine Art Ruhe in und um Hütteldorf. Die von medialem Getöse begleiteten Präsidentenwahlen und der LASK sind geschlagen, der drittplatzierte WAC liegt in Reichweite. Kollegen Ilzer schätzt Kühbauer. "Er ist ambitioniert, ehrgeizig, hat Ideen. Er musste die Erfahrung machen, dass es bei der Austria anders ist als bei einem kleinen Klub. Ich wünsche ihm alles Gute, aber nicht gegen uns." Dass die Austria Weihnachten quasi abgesagt hat, ist dem Rapid-Trainer eher wurscht. "Mich interessiert das Spiel. Die Austria ist gefährlich, Christoph Monschein weiß, wo das Tor steht. Aber es liegt an uns – so leid es mir für die Austria tut."

Das Allianz-Stadion ist ausverkauft, Rapid spielt nicht zuletzt Fußball, "um unseren Fans etwas zu bieten". Vor einem Jahr waren die Grünen sportlich (nicht wirtschaftlich) in einer ähnlichen Situation wie nun die Violetten. Das Match wurde 1:6 verloren. Kühbauer: "Das habe ich vergessen. Ich erinnere mich ans 3:1 in dieser Saison." Rapid hat zwei Weihnachtsfeiern und Ende Jänner ein Trainingslager in der Türkei. Kühbauer und Ilzer glauben, dass dies für den 8. Dezember irrelevant ist. (Christian Hackl, 7.12.2019)

SK Rapid Wien – FK Austria Wien (Wien, Allianz Stadion, Sonntag, 17.00 Uhr, SR Schörgenhofer). Bisheriges Saisonergebnis: 3:1 (a); 2018/19: 0:1 (h), 1:6 (a)

Austria: Lucic – Klein, Palmer-Brown, Madl, Martschinko – Ebner, A. Grünwald – Pichler, Fitz, Sarkaria – Monschein

Ersatz: Pentz – Zwierschitz, Cavlan, Serbest, Jeggo, Edomwonyi, Turgeman

Es fehlen: Sax, Handl (beide Leistenbeschwerden), Borkovic (Ermüdungsbruch im Mittelfußknochen), Schoissengeyr (Knieverletzung)

Rapid: Strebinger – Sonnleitner, Dibon, Barac – Arase, D. Ljubicic, Grahovac, Ullmann – Schwab – Knasmüllner, Fountas

Ersatz: Knoflach – Hajdari, Hofmann, Schuster, Murg, Badji, Demir

Es fehlen: Velimirovic (Innenbandriss im Knie), Schobesberger (Kreuzbandriss), Kitagawa (Trainingsrückstand), Schick (im Aufbautraining), Szanto (nach Knie-OP), Stojkovic (Bauchmuskelverletzung), Auer (Muskelprobleme)

Bilanzen vor dem 330. Wiener Derby:

Gesamt: 329 Spiele – 136 Rapid-Siege, 74 Remis, 119 Austria-Siege, Torverhältnis 614:525

Meisterschaft: 296 – 124, 71, 101, 546:448

Bundesliga: 173 – 55, 55, 63, 229:233

Allianz Stadion: 5 – 0, 2, 3, 3:8