Es sind auf dem Parteitag der deutschen Sozialdemokraten natürlich sehr viele Beschwörungsbegriffe aus dem großen roten Repertoire zu hören: gemeinsam, Aufbruch, Solidarität, Ehrlichkeit, neue Zeit, kein Weiter-so.

Dass jetzt endlich alles besser wird, haben sich die Genossinnen und Genossen allerdings schon oft einzureden versucht. Die beiden Neuen an der Spitze sind immerhin in der Reihe der Chefs seit dem Jahr 1999 die Nummer 14 und 15.

Große, mitreißende Reden waren von Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken zu Beginn des Parteitages nicht zu hören, aber vielleicht ist dies unfreiwillige Ehrlichkeit.

Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans am SPD-Bundesparteitag.
Foto: imago/Rüdiger Wölk

Pathos verbietet sich angesichts der desaströsen Lage der Partei von selbst. Die SPD ist schon lange nicht mehr die stolze Partei, die sie eigentlich gerne wäre. Vielmehr ist sie zerrissen in den Fragen: Wofür stehen wir? Und wollen wir in der großen Koalition bleiben?

Wohin der Weg geht, ist noch nicht absehbar, aber eines ist klar: Esken und Walter-Borjans sind die beiden letzten Joker der Partei. Nie war die Suche nach neuen Parteichefs aufwendiger (und teurer) als in diesem Herbst 2019. Mehr Basisdemokratie und weniger Hinterzimmer geht nicht.

Es wäre also sinnvoll, wenn die neue SPD-Spitze jetzt arbeiten könnte und nicht gleich wieder aus den eigenen Reihen heraus niedergemacht würde, wenn etwas nicht sofort funktioniert. Dann hätte sie mehr Chancen als einige Vorgänger, die vor ihrer Demontage nur kurz im Amt waren.

(Birgit Baumann, 7.12.2019)