Am Montag beginnt die entscheidende Woche bei der Weltklimakonferenz in Madrid.

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Madrid/Genf – Mit einem großen Marsch für mehr Klimaschutz haben zahlreiche Demonstranten aus aller Welt am Freitagabend anlässlich der Klimakonferenz COP25 in Madrid eine der bekanntesten Straßen der spanischen Metropole lahmgelegt. Bei der Schätzung der Teilnehmerzahl der Klimademo gab es eine große Diskrepanz: Während die Organisatoren von einer halben Million sprachen, bezifferte die Nationalpolizei die Zahl auf nur 15 000. Eine Erklärung für diese riesige Diskrepanz gab es zunächst nicht. Spanische Medien sprachen am Samstag von einem "Krieg der Zahlen".

Am Freitagabend demonstrierten in Madrid zehntausende Menschen für den Klimaschutz.
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An der Kundgebung auf der Flaniermeile Paseo del Prado nahm zunächst auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg teil. Die 16-Jährige musste den Marsch jedoch wegen des riesigen Rummels um ihre Person später verlassen und wurde mit einem Elektroauto zu der großen Bühne gefahren, auf der die Abschlusskundgebung stattfand. Anwesend waren zahlreiche Indigen aus Lateinamerika, die ganz besonders unter der Umweltzerstörung und Abholzung der Regenwälder leiden. Die Politiker müssten jetzt "auf der Höhe dieses historischen Moments" sein, betonte spanische Filmstar Javier Bardem.

Greta Thunberg drängt in Madrid auf Tempo: "Halbe Gipfeltreffen können wir uns gar nicht leisten, wir müssen jede Chance nutzen", so die Klimaaktivistin.
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Entscheidende Woche

Bei der zweiwöchigen Weltklimakonferenz, die ursprünglich in Santiago de Chile stattfinden sollte und wegen der dortigen Unruhen kurzfristig nach Madrid verlegt wurde, ist nun fast Halbzeit. Die Hilfsorganisation Care monierte am Freitag, die Industrienationen spielten in Madrid bisher auf Zeit, und auch die EU-Kommission bleibe weiter hinter den Erwartungen zurück.

Am Montag geht die Konferenz in die entscheidende Woche, nach wortgewaltigen Appellen – unter anderen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen – ist Handeln auf Ministerebene gefragt. Am Dienstag kommt auch Umweltministerin Maria Patek an. Im Mittelpunkt der Treffen stehen ehrgeizigere Ziele als bisher, was die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens angeht. Dieses sieht vor, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Jedoch müssen die ambitionierteren Pläne erst bei der nächsten Klimakonferenz im kommenden Jahr vorgelegt werden.

Meeren droht Sauerstoffverlust

Bei der Präsentation eines Berichts der Weltnaturschutzunion (IUCN) im Rahmen der Klimakonferenz, wurde um den Zustand der Meere Alarm geschlagen: Der Sauerstoffverlust der Meere wird zu einer wachsenden Bedrohung für Fischbestände. Betroffen seien etwa 700 Meeresregionen in aller Welt.

"Das ist möglicherweise das letzte Alarmsignal, dass wir von dem unkontrollierten Experiment bekommen, dass die Menschheit in den Ozeanen der Welt ausgelöst hat", sagte Dan Laffoley, einer der Herausgeber des Berichts. Der sinkende Sauerstoffgehalt in den Ozeanen hat demnach in der Hauptsache zwei Gründe. Zum einen die Klimaerwärmung. Heizt sich das Meerwasser auf, enthalte es tendenziell weniger Sauerstoff.

Thunfisch und Haie werden überfischt

Zum anderen führe eine Verschmutzung der Gewässer mit Nährstoffen etwa aus Fischzuchten oder Düngemitteln aus der Landwirtschaft insbesondere in Küstenregionen zu einem starken Algenwachstum. Bei ihrem Abbau verbrauchen sie Sauerstoff. In sauerstoffarmen Gewässern überlebten Mikroben, Quallen und Tintenfische besser als Fische.

In wärmeren Gewässern vermischten sich sauerstoffreiche und -arme Schichten weniger gut, heißt es in dem Bericht. Thunfische und Haie brauchten wegen ihrer Größe und ihres Energiebedarfs viel Sauerstoff. Sie würden in relativ sauerstoffreiche Schichten an höheren Lagen gezwungen und setzten sich dann der Gefahr aus, gefischt zu werden. Überfischung sei die Folge, so die IUCN. (APA, 7.12.2019)