Das Expertengremium fordert einen Neubau für das Haus der Geschichte am Heldenplatz.

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Wien – Vor rund einem Jahr startete der "Aufbruch ins Ungewisse" mit dem Haus der Geschichte (HDGÖ) am Wiener Heldenplatz. Die vorige Bundesregierung betraute ein Expertenteam mit der Evaluierung, wie es bezüglich der Räumlichkeiten nach Mai 2020 weitergehen soll. Das Gremium kam zu dem Schluss, dass ein Neubau am Heldenplatz die beste Lösung sei. Eine vom damaligen Kulturminister Gernot Blümel und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (beide ÖVP) angestrebte Namensänderung unterstützt das Gremium nicht. Eine Anbindung an den Nationalrat hält man dagegen für "gut geeignet".

In dem Bericht werden "Fortführung und Fortentwicklung" der im November 2018 eröffneten Institution befürwortet und eine rechtliche Absicherung mit einem eigenen Gesetz angeregt, gleichzeitig aber der bisherige Verlauf des Projekts kritisiert. Gemessen an den Zielsetzungen seien Budget- und Personalausstattung nicht ausreichend, zudem werden Zeitdruck, Planungsunsicherheit sowie die räumliche Redimensionierung beklagt.

Eines steht für das Evaluationsteam fest: Es ist zu wenig Platz. "Die derzeitige Ausstellungspräsentation auf einer Fläche von weniger als 800 Quadratmeter in der Neuen Burg ist nicht ausreichend." Aktuell stehen dem HDGÖ 750 Quadratmeter Dauer- und 300 Quadratmeter Wechselausstellungsfläche zur Verfügung.

Neubau am Heldenplatz

Als "optimale Lösung" schlägt man daher "einen Museumsneubau am Heldenplatz" vor. So könnten alle Ziele des HDGÖ "an einem herausragenden Standort im Herzen von Wien sichtbar gemacht werden. Die zeitlichen und finanziellen Vorgaben sind bei grundsätzlicher Entscheidung für diese Variante durch geeignete Machbarkeitsstudien zu eruieren", bleibt man bezüglich der Kostenfrage eher vage und verweist auf das ursprüngliche Konzept (Haas-Studie) aus dem Jahr 2009.

Damals wurde ein Neubau – je nach Dimensionierung – mit 43 bis 112 Millionen Euro veranschlagt. Neben der Neubauvariante sei aber auch eine Lösung mit einem "vergleichbaren Gebäude im Zentrum von Wien" oder "eine erweiterte Raumlösung in der Neuen Burg" denkbar.

3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche

Bei der Größe des Hauses sehen die Experten die schon in der Haas-Studie enthaltene Variante mit einer Gesamtfläche von rund 10.000 Quadratmetern in der Poleposition. Davon sollten 3.000 Quadratmeter als Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen. Ungefähr 2.500 entfielen auf die Dauerausstellung, rund 500 bis 600 wären für Wechselausstellungen gedacht. Der Gesamtaufwand im ersten Betriebsjahr in der mittleren Variante wurde in der Haas-Studie auf rund 6,4 Millionen Euro geschätzt. Im Bericht selbst schreiben die Experten mit Verweis auf die Studie aus 2009 nur, dass das HDGÖ "finanziell und personell hinreichend und langfristig auszustatten" sei.

Direktorin erfreut über Ergebnis

Monika Sommer, Direktorin des Haus der Geschichte Österreich freut sich in einer Stellungnahme gegenüber der APA über das Vorliegen des Expertenberichts. Dieser bilde "eine solide Grundlage für die Entscheidung über die Zukunft des Hauses, die in der Verantwortung des Eigentümers liegt", so Sommer in Richtung des Bundes. "Mit den empfohlenen 10.000 Quadratmetern Fläche hätte ein künftiges Haus natürlich ganz andere Möglichkeiten", hält die Direktorin fest.

Nicht im Evaluationsbericht enthalten ist eine Empfehlung für die von Sobotka und Blümel noch vor der Eröffnung des HDGÖ angedachte Änderung des Namens unter dem Arbeitstitel "Haus der Republik". Die Experten sprechen sich dafür aus, "die Bezeichnung 'Haus der Geschichte Österreich(s)' fortzuführen". Der Name sei international Usus für derartige Museen sowie "einerseits ausreichend spezifisch, andererseits auch mit Blick auf den präsentierten Zeitraum hinreichend neutral".

SPÖ will Heeresgeschichtliches mitdenken

SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda sieht den heute veröffentlichten Evaluierungsbericht als "wichtigen Wegweiser, wohin sich das Haus entwickeln soll". Was die organisatorische Ausrichtung betrifft, spricht sich der SPÖ-Kultursprecher für ein eigenständiges Bundesmuseum und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Museen aus – vor allem das Heeresgeschichtliche Museum, das zuletzt immer wieder in der Kritik gestanden ist, sollte hier mitgedacht und eine Integration der beiden Museen überlegt werden.

Das Gremium

Das Expertengremium setzt sich zusammen aus:

  • Barbara Glück (Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
  • Hans Walter Hütter (Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und HDGÖ-Beiratsmitglied)
  • Constanze Itzel (Leiterin des Hauses der Europäischen Geschichte in Brüssel)
  • Hannah M. Lessing (Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich)
  • Hans-Peter Wipplinger (museologischer Direktor des Leopold-Museums)

(APA,red, 9.12.2019)