Der Coolest Cooler wurde zum bisher größten Flop auf Kickstarter.

Foto: Coolest

Über 62.000 Unterstützer, mehr als 13 Millionen Dollar: Als die Kampagne für den Coolest Cooler im Jahr 2014 startete, entstand schnell ein Hype um die Multifunktions-Kühlbox, die jeden Strandaufenthalt versüßen sollte. Sie bringt einen wasserfesten Bluetooth-Lautsprecher, einen Mixer, eine Handy-Ladestation und weitere Extras mit und lässt sich praktisch auf kleinen Rädern ziehen. Das Magazin "Time" listete das Gerät als eine der 25 besten Erfindungen des Jahres.

Sie wurde letztlich zum finanziell zweiterfolgreichsten Projekt auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Fünf Jahre später steht nun fest, dass der Coolest Cooler auch das bisher größte Desaster der Seite geworden ist.

Der Clip der Kickstarter-Kampagne für den Coolest Cooler.
Inventors Blueprint

Hürden und Verzögerungen

Das Projekt stand nach seinem erfolgreichen Start schnell unter einem schlechten Stern. Der ursprünglich geplante Liefertermin im Februar 2015 wurde verfehlt, weil man kurzfristig auf einen anderen Lieferanten für den Motor des Mixers wechseln musste und Streiks in Fertigungsanlagen für Verzögerungen sorgten. Fünf Monate später wurden schließlich die ersten Geräte versandt, allerdings gab es einige Rückmeldungen über technische Probleme.

Im November 2015 hoffte das junge Unternehmen noch, die übrigen mehr als 36.000 Unterstützer, die um 165 bis 185 Dollar eine Kühlbox bestellt hatten, bis zum kommenden April beliefern zu können. Im März allerdings gestand man ein, dass man sich beim Preis ordentlich verkalkuliert hatte und 15 Millionen Dollar fehlen.

Unterstützer schossen Geld nach

Erfinder Ryan Grepper bat die Unterstützer um zusätzliche 97 Dollar. Rund 10.000 folgten der Aufforderung, mit der die Fertigstellung der 27.000 noch zu verschickenden Geräte finanziert werden sollte. Auch davon wurden jedoch viele nicht verschickt. Gleichzeitig allerdings verkaufte das Start-up Kühlboxen auf seiner Website und via Amazon um 400 Dollar – ein Schritt, den man als Querfinanzierung der Kickstarter-Belohnungen und als Notwendigkeit für die Fortführung des Betriebs argumentierte. Später folgte ein weiteres Produkt, eine Minikühlbox zum Umhängen.

2016 schalteten sich die Justizbehörden des US-Bundesstaats Oregon ein, die 315 Kundenbeschwerden erhalten hatten. Im Jahr darauf präsentierte man einen gemeinsamen Plan, der die Auslieferung der ausstehenden Geräte sicherstellen sollte. Auch das sollte scheitern.

Trump soll am Aus schuld sein

Nach weiteren Monaten der Ungewissheit ist für mehr als 20.000 Unterstützer nun allerdings der Tag der Wahrheit gekommen, berichtet "Oregon Live". Grepper hat eine E-Mail an die Betroffenen verschickt und erklärt, dass sie ihre Kühlbox nicht mehr erhalten werden und das Unternehmen geschlossen werde. Die Schuld dafür sieht man allerdings nicht bei sich selbst, sondern bei der Regierung von US-Präsident Donald Trump. Der Handelskrieg habe dazu geführt, dass plötzlich 25 Prozent Zollgebühren fällig wurden und die Produktion somit unleistbar wurde. Der Volltext der E-Mail wurde von einem enttäuschten Unterstützer auf Reddit veröffentlicht.

Gleichzeitig begann Coolest Cooler den Abverkauf der verbliebenen Lagerbestände der Kühlbox, die mittlerweile vergriffen ist.

Die geprellten Unterstützer sind sauer.
Foto: Screenshot

Maximal 20 Dollar werden refundiert

Für die geprellten Nutzer sieht es hingegen düster aus. Sie bekommen aufgrund der Intervention der Justizbehörden Geld zurück, jedoch nur einen Bruchteil ihrer Investition. Über ein Antragsformular können Betroffene bis Jahresende um eine Rückerstattung ansuchen, erhalten aber maximal 20 Dollar – abzüglich eines Dollars Transaktionsgebühr. Überwiesen werden soll das Geld zwischen Jänner und Juni kommenden Jahres.

Die Schadenssumme lässt sich schwer beziffern, aufgrund des Kickstarter-Preises für den Coolest Cooler und der Anzahl der nichterfüllten Lieferungen dürfte sie aber selbst unter Berücksichtigung der Rückerstattung deutlich über drei Millionen Dollar liegen.

Tausende erboste Kommentare

Die Betroffenen sind naturgemäß nicht erfreut. Auf der Kommentarseite des Kickstarter-Projekts – ein Update gab es hier zuletzt im März 2018 – wurden mittlerweile 22.000 Postings verfasst. Seit geraumer Zeit hagelt es dort bereits Kritik aufgrund der Probleme und Verzögerungen.

Eine realistische Chance auf eine höhere Rückerstattung dürfte es nicht geben. Zum einen dürften der Firma Coolest dafür schlicht die Finanzmittel fehlen, zum anderen galten die Unterstützer des Projekts, wie bei vielen Crowdfunding-Kampagnen üblich, rechtlich als nachrangige Investoren. Sie stehen damit bei Konkursen oder Firmenschließungen am Ende der Gläubigerkette. (Georg Pichler, 9.12.2019)