Gleich groß wie bisher, nur etwas flacher, identer Radstand, Kofferraumvolumen wie gehabt – beim Golf 8 hat man zunächst fast den Eindruck, es handle sich um ein größeres Facelift des 7ers. Falsch gedacht, (fast) alles neu. Aber man bleibt auf dem bewährten Querbaukasten.

Dann könnte man sagen: Der Golf wird konventioneller. Weil der e-Golf entfällt – zugunsten des ID.3. Er wird aber auch unkonventioneller: Im verbrennungsmotorischen Kapitel steckt enorm viel Hirnschmalz drin, die breite Palette von Diesel über Benziner bis Erdgas inkludiert unterschiedliche Abstufungen der Elektrifizierung, was in Summe bis zu 17 Prozent bessere CO2-Werte bewirkt.

Beim Diesel setzt man bei der Abgasreinigung auf "Twindosing", wobei ein zweifaches SCR-Einspritzsystem in zwei Stufen und unterschiedlichen Temperaturbereichen säubernd eingreift.

Die von Lästerern Weigel- oder Spock-Augenbraue genannte LED-Verlängerung wirkt als stilistische Sollbruchstelle. Im Fahrwerks- und Antriebskapitel hat sich enorm was getan.
Foto: Volkswagen

Ökokorrekte Speerspitzen

Miller-Brennverfahren lautet die zentrale Spritsparbotschaft bei den Benzinern, und dann sind wir eh schon bei den Mild-Hybriden mit integriertem 48-Volt-Riemen-Startergenerator und 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie (0,25 kWh Kapazität). Hört auf "eTSI", startet mit einem 150 PS starken 1,5-Liter-4-Zylinder, wird dann auf eine 110- und 130-PS-Version ausgedehnt, und VW avisiert rund zehn Prozent Verbrauchsvorteil gegenüber den konventionellen Ottos.

Als ökokorrekte Speerspitze fungiert der Plug-in-Hybrid, der in zwei Leistungsstufen – 204 und 245 PS – gereicht wird. Die 13-kWh-Batterie sollte über den Daumen gepeilt elektrische Reichweiten von rund 55 km ermöglichen (WLTP). Die exakten Werte stehen noch nicht fest, ist ja noch ein wenig hin bis zum Start im März.

Ergonomisch angeordnet, bietet das digitale Cockpit auf multiple Weise Zugang zu den Inhalten: per Lenkradbedienung, Betatschen, Gesten – und über Sprachkommandos.
Foto: Volkswagen

Nach hinten gezogene LED-Brauen

Zwecks besserer Schlüpfrigkeit und wieder Verbrauchsminderung wurde auch der Luftwiderstand gesenkt, der cw-Wert liegt jetzt bei 0,275 (vorher: 0,3). Beim Design fallen speziell die flachere Front auf und diese merkwürdig nach hinten gezogenen LED-Brauen – bei assoziativ veranlagten Zeitgenossen changieren die Kommentare zwischen Theo Waigel und Commander Spock.

Foto: Der Standard

Wir sind aber nicht zum Theoretisieren nach Portugal ins Douro-Tal gekommen, sondern zu erster Fühlungnahme. Da fand sich der alte Kalauer – ein Golf ist ein Golf ist ein Golf – vollinhaltlich bestätigt. Innen sitzt und passt er wie angegossen. Dank HUD bleibt der Blick stets am Verkehrsgeschehen, ein Sprachbediensystem nach Art Mercedes/BMW ("Hallo Volkswagen") bewahrt einem vor dem generellen Touch-Ablenkungsdesaster (Alexa an Bord bedeutet allerdings, dass nun im Golf auch der zeitgemäße Konsumjunkie – Einkaufen übers Auto! – wohlbehaust sein wird), und was gleich einmal auffällt, ist die saubere Lenkung.

Neue Autonomfahrdimensionen

Weiters: Der DSG-Schalthebel entfällt, er verkümmert zu einer Art Warze, Shift by Wire ist das Thema und damitiges Vordringen in neue Autonomfahrdimensionen. Motorisch hat uns vor allem der eTSI mit 150 PS interessiert, und der vermochte rundum zu überzeugen. Toller Antrieb. Ähnliches gilt für das Fahrwerk, das in unterschiedlichen Ausbaustufen verfügbar ist. Beim adaptiven (DCC) gefällt besonders die deutliche Spreizung zwischen Komfort- und Sportmodus – und generell die Abrolleigenschaften. (Andreas Stockinger, 9.12.2019)