Am Tatort legten Menschen am Samstagabend Blumen nieder und zündeten Kerzen und Grablichter.

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Augsburg – Nach der tödlichen Gewalttat von Augsburg hat ein Richter Haftbefehle gegen die sieben Verdächtigen erlassen. Mehrere der Verdächtigen seien bereits polizeibekannt gewesen, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Rolf Werlitz am Montag. Gegen den Hauptverdächtigen werde wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung ermittelt, sagte Werlitz.

Den übrigen sechs werde Beihilfe zum Totschlag und gemeinschaftlich begangene Körperverletzung vorgeworfen. Ein 49 Jahre alter Feuerwehrmann war am Freitagabend bei einem Streit mit einer Gruppe junger Männer im Zentrum von Augsburg getötet worden. Der Mann war mit seiner Frau und einem befreundeten Paar auf dem Heimweg von einem Christkindlmarkt, als es zu einem Streit mit der Gruppe kam. Dabei wurde der Mann getötet, ein weiterer Mann wurde verletzt. Die Frauen blieben körperlich unverletzt.

"Dann gab es einen Schlag"

Nach Polizeiangaben lief der Vorfall vom Freitag sehr schnell ab. Zunächst sei der 49-Jährige von einer Gruppe von Jugendlichen umringt worden. "Dann gab es einen Schlag, der Mann fiel zu Boden", sagte der Leiter der Augsburger Kriminalpolizei, Gerhard Zintl. Die Gruppe der jungen Männer habe sich weiter bewegt und sei auf den 50 Jahre alten Begleiter des Opfers zugegangen, der seinem am Boden liegenden Bekannten zu Hilfe kommen wollte. Der 50-Jährige sei attackiert und im Gesicht schwer verletzt worden. "Der ganze Handlungsablauf hat wenige Sekunden gedauert", sagte Zintl.

Der 49-Jährige sei durch einen Schlag des 17 Jahre alten Hauptverdächtigen gestorben. Die Attacke sei unvermittelt von der Seite mit voller Wucht gewesen und habe zum Tod geführt, sagte Zintl. Zum Hergang vor der Attacke sagte Zintl: "Aus irgendwelchen Gründen hat sich das Opfer umgedreht, ist auf die Gruppe (Jugendlicher) zugegangen und war plötzlich umringt." Der Feuerwehrmann habe sich mit einem aus der Gruppe "beschäftigt", dann sei der Schlag von der Seite gekommen. Worum es vorher gegangen sei, sagten die Ermittler zunächst nicht. Der 49-Jährige habe sich "regelkonform" verhalten.

Einige der Verdächtigen bereits polizeibekannt

Die Ermittler hatten am Sonntag zunächst zwei 17 Jahre alte Verdächtige festgenommen. Anschließend wurden auch die weiteren Mitglieder der Gruppe gefasst. Bei dem 17-Jährigen, der den 49-Jährigen geschlagen haben soll, handelt es sich um einen Deutschen, der auch die türkische und die libanesische Staatsbürgerschaft besitzt. Der andere 17-Jährige ist ein gebürtiger Augsburger mit italienischer Staatsbürgerschaft. Einige der Verdächtigen seien mit mehreren Delikten aufgefallen, zwei der Männer auch mit Körperverletzung, sagte Zintl. Alle Verdächtigen seien in Augsburg geboren.

Die bayerische Staatsregierung erwägt nun, eine stärkere Polizeipräsenz in Innenstädten. "Wir müssen uns weiter überlegen, wie wir der Gewalt, die in den Innenstädten zunimmt, noch besser entgegenwirken können, sei es durch Polizeipräsenz und durch andere Maßnahmen", sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vor einer CSU-Vorstandssitzung in München. Man werde am Dienstag im Kabinett darüber reden. Bei der Fahndung half die Videoüberwachung, die die Polizei im Dezember 2018 am Augsburger Königsplatz installiert hatte. "Das zeigt, dass die Videoüberwachung an der Stelle ein ganz wichtiges Mittel ist, um Straftäter zu verfolgen", sagte Söder.

Diskussion über Gewalt in Städten und Videoüberwachung

Dennoch warnte Bayerns Datenschutzbeauftragter Thomas Petri davor, die Videoüberwachung in den Städten massiv auszuweiten. Die Innenstädte dürften nicht mit Kameras zugepflastert werden. "Videoüberwachung muss die Ausnahme sein, die gerechtfertigt ist, aus dem Schutzgedanken heraus." Jede Kamera sei auch eine Verletzung der Bürgerrechte. Er wies auch darauf hin, dass die Videoanlagen in der Regel keine Straftaten verhinderten. In den meisten Fällen würden Täter sehr spontan aggressiv und ließen sich nicht von Überwachungstechnik abhalten.

In den vergangenen Tagen hatte es immer wieder Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei zu den Ermittlungen gegeben. Augsburgs Polizeipräsident Michael Schwald wies Vorwürfe – etwa der Vertuschung – nun zurück. "Ich möchte versichern, dass wir überhaupt nichts zu verheimlichen oder zu vertuschen haben." Er bat um Verständnis, dass nicht alle Informationen immer gleich an die Öffentlichkeit gegeben werden könnten. Alles werde den Ermittlungen untergeordnet, sagte Schwald. (APA/dpa, 9.12.2019)