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Auf dem Klimagipfel richteten sich am Montag alle Augen auf Greta Thunberg.

Foto: Reuters

Die Warteschlange zieht sich quer durch Messehalle Nummer vier, nur in Zweier- oder Dreiergruppen kann sich der Journalistenpulk Zutritt verschaffen. Aber drinnen im zentralen Presseraum der Klimakonferenz in Madrid hat jetzt eine Platz genommen, die alle sehen wollen: Greta Thunberg.

Die junge Klimaaktivistin sitzt Montagvormittag nicht alleine auf dem Podium – und erklärt gleich zu Beginn: "Wir werden heute nicht reden." Das "wir" schließt ihre mittlerweile ebenfalls recht bekannte deutsche Kollegin Luise Neubauer ein, die die Moderation der spontanen Pressekonferenz übernommen hat.

"Ein gewisses Medieninteresse"

Ein bisschen etwas zur Erklärung hat Thunberg dann doch noch zu sagen: "Wir haben bemerkt: Es gibt ein gewisses Medieninteresse." Dieses wolle sie nutzen, um jenen Gehör zu verschaffen, "die ihre Geschichte erzählen müssen", speziell die Kolleginnen und Kollegen aus dem globalen Süden oder jene der indigenen Gruppen. Und noch einmal will die Schwedin darauf hinweisen: "Der Klimanotstand ist nicht etwas, das uns erst in der Zukunft beeinträchtigen wird. Es ist nicht etwas, das erst einen Einfluss auf die Kinder von heute hat, wenn sie erwachsen sind. Die Klimakrise betrifft schon jetzt unzählige Menschen. Die Menschen leiden schon heute darunter und sterben deshalb."

Migration als "einziger Plan B"

Also schildert ein junger Vertreter der Marshallinseln als erster von sechs weiteren Klimaaktivisten, wie dramatisch die Situation mittlerweile in seiner Heimat sei, die sich nur zwei Meter über dem Meeresspiegel befinde. Es bleibe nur Migration "als einziger Plan B". Dabei sei der Beitrag der Marshallinseln zum Klimawandel minimal – seinen Angaben zufolge verursacht die Inselgruppe "nur 0,00001 Prozent der weltweiten Emissionen".

Der Kollege aus Russland beschreibt, wie er Thunbergs Worte vom Haus, das in Flammen stehe, zunächst als Metapher verstanden habe, ihm dann aber bewusst geworden sei: "Das passiert wirklich."

Mehr Mut als Schilder notwendig

Eine junge Frau aus der Indigenen-Community erzählt davon, wie das Wasser in ihrer Heimat schlechter geworden ist. Sie findet: "Die Klimakrise ist mehr als eine Diskussion über 1,5 Grad. Die Menschen sterben – es ist eine spirituelle Krise der gesamten Welt." Und eine solche Situation erfordere größere Anstrengungen als Recycling: "Unsere Bewegung muss mutiger sein, als nur Schilder hochzuhalten!"

Auch jenes Mädchen, das aus ihrer Heimat Uganda berichtet, findet aufrüttelnde Worte. Sie fragt, "wie viele Menschenleben müssen wir noch verlieren?", "wie viele Unterrichtsstunden müssen wir noch versäumen?", bis die Emissionen tatsächlich sinken.

Ihr Befund steht fest: "Die entwickelten Länder sollten sich schämen angesichts ihrer CO2-Emissionen. Wir leiden am meisten darunter." Und erklärt: "Ihr habt Träume, wir haben auch Träume. Aber unsere Träume haben sich in Albträume verwandelt."

Chiles Imagetour

Schließlich ist die Vertreterin Chiles am Wort. Sie berichtet: "Chile ist aufgewacht." Und sie ist sich sicher, auch der Rest der Welt werde aufwachen. Auf der Klimakonferenz versuche sich ihre Regierung lediglich in einer Imageaufbesserung, während in ihrer Heimat die Bevölkerung nach wie vor gegen soziale Ungerechtigkeit auf die Straße gehe.

Ein Vertreter der polynesischen Insel Tonga will aus dem Publikum etwas beitragen. Er spricht davon, dass ein Schmelzen des arktischen Eisschildes bedeute, dass seine Heimat untergehe, und bedankt sich für das Engagement der jungen Klimaschützer: "Ich verneige mich vor dir, Greta." (Nora Laufer, Karin Riss, 9.12.2019)